Donnerstag, 13. Dezember 2007

Ganz in weiß

Hallo zusammen,
ich muss Euch mal von meinem Praktikum berichten, dass ich heute hatte und wovon ich morgen (in 9 Stunden) den zweiten Teil haben werde. Es war ein Praktikum zur Vorlesung Semi-Conducteur und fand in einem Reinraum statt. Schon das Umziehen in der Schleuse hat super Spaß gemacht. Man muss erst ganz dünne Einwegüberschuhe anziehen und Krankenhaushandschuhe. Danach kommt ein Einteiler ganz in weiß, eine Einweghaarmaske, gefolgt von einer Kaputze und richtigen Überstiefeln. Ich sah dann ungefähr so wie auf dem Bild aus. In voller Montur betraten wir daraufhin einen Reinraumkomplex in dem wir heute und morgen einen Siliziumwafer bearbeiteten und bearbeiten werden. Angefangen von der Lithographie und einer gezielten Oxidation, über das Auftragen einer Aluminiumschicht (glaube ich) mit erneuter Litographie. Das ganze nennt sich dann MOS-Kondensator.
War auf jeden Fall eine super Erfahrung und ich musste dabei irgendwie an unsere Lithographie-Aktion beim Andi auf der Kloschüssel denken. Übrigens war das Lithographie-Belichtungsgerät von der Firma Karl Suess Garching (und wirklich nichts anderes als eine UV-Lampe mit Mikroskop und Vakuumpumpe).


Wenn ihr also auch mal die Gelegenheit habt sowas zu machen, kann ich nur empfehlen. Am Montag werden wir dann noch einige Messungen an dem Teil vornehmen.

Ansonsten geht's mir soweit ganz gut und ich freu mich schon riesig drauf mal wieder nach Deutschland zu kommen und auf die Weihnachtszeit.

Liebe Grüße an Alle!!!

Andi

Sonntag, 18. November 2007

Die sauberen Teller sind unter der dreckigen Schüssel

Der Blick aus dem Fenster lässt keinen Zweifel: Djed Moros - das grimme Väterchen Frost und Snjegurotschka - seine sanfte Nichte, die mythischen Hauptakteure des russischen Winters sind auf den Plan getreten. Aber obwohl wir das Plus auf dem Thermometer für die nächsten Monate wohl zum letzten Mal gesehen haben, man im Schneegestöber teilweise das Nachbarwohnheim kaum noch erkennen kann und der Blick aus dem Fenster die lange Unterhose nahelegt, ist es betrachtet in russischen Einheiten noch nicht mal kalt ... bis zu -10° bei klarem Himmel momentan. Mit dem ersten Schnee ist nun nach zweieinhalb Monaten Ruhe in unseren Alltag eingekehrt. Wir organisieren die 8 hellen Stunden des Tages mit einer 2-Rubel-Münze. Sie teilt das Vorlesungsprogramm unter uns auf (wir betreiben den kompletten akademischen Stillstand mittlerweile in Schichten), bestimmt wer das gemeinsame Sockenkontingent in die Wäscherei schleppt und wer 28 Treppen runter und wieder rauf geht, um unser Internet-Handy aufzuladen. Diese zuckersüße Lethargie hätte Professor Tsyganenko vorige Woche unfreiwillig nicht besser in Worte fassen können, als er in einem längeren Monolog über Oberflächenkatalyse innehält, den Blick nach Innen gekehrt tief durchatmet und zu folgender wortgewaltigen Metapher ansetzt: "To my mind the problem of surface catalysis can be considered like the human organism ... we are breathing and eating ... but we are not on fire and dying ... for that ... we are in complete equilibrium!". Als sei ihm eine schwere Last von den Schultern genommen, sinkt er in sich zusammen, stützt die Hände auf seinen Knien ab und blickt zutiefst innerlich bewegt in die Runde - die Glasbausteine auf seiner Nase verleihen ihm etwas Eulenhaftes. Besagte Runde besteht in diesem Fall aus dem 19-jährigen Mischa (laut Tsyganenko "expert in methane“) und mir und trifft sich freitagabends vor dem Schreibtisch des Professors auf einen Tee, Äpfel aus der Datscha und Anekdoten aus dem akademischen Leben unseres Mentors. Diesen vorläufigen Höhepunkt der physikalischen Erkenntnis kommentierte Mischa neben mir mit dem selben bedächtigen Nicken, das er auch zum Besten gegeben hat, als Tsyganenko vermutet hat, im Gegensatz zu Kohlenmonoxyd sei Berylliumoxyd ein Festkörper - er hatte Recht.

Das nebenstehende Bild entstand natürlich nicht bei Tsyganenkos katalytischen Monologen, sondern vor einigen Wochen am frühen Abend einer Halloweenparty in Ломоноссов / Lomonossov, der Nachbarstadt Peterhofs. Zwei Freundinnen hatten uns eingeladen und Tickets besorgt ... für eine Party die uns mit jedem Tag, den sie näher kam, obskurer vorkam. Ohne zu wissen, was uns erwartet, waren wir am Vorabend mit Olga und Ljuba in einem Kostümladen am Лиговский Проспект / Ligovskij Prospekt in der Innenstadt und kamen als Wikinger und ... Zirkusdirektor (?) wieder raus. Freitagabend ... wir treffen uns bei Ljuba, gießen uns einen hinter die Binde und lassen uns zu acht im Taxi nach Lomonossov ... in den Wald kutschieren. Dem Arsch der Welt ein gutes Stück näher steigen wir aus und wieder einmal passiert das russische Wunder, das hinter verschimmelten Türen wunderschöne Saunen versteckt und vor abrissreife Innenhöfe prächtige Fassaden baut. Im Wald zwischen Peterhof und Lomonossov gibt es eine kleine Party-Datscha ... mit Sauna, Swimmingpool und Tanzflächen auf zwei Etagen. War eine klasse Feier ... wäre da nicht der Wehrmutstropfen mit dem geklauten Portemonaie gewesen. Da nicht viel drin war, tut der Verlust des Portemonaies selber am meisten weh, dass wir danach aber auch keine Wohnheimsausweise mehr hatten war schon lästig. Die Wächter am Wohnheim hatten wenig Mitleid mit einem deutschen Austausch-Wikinger und seinem Zirkusdirektor, die um 6 in der Früh aus einem Taxi kippten. Wollten uns allen Ernstes noch anderthalb Stunden in der Kälte stehen lassen, bis man temporäre Ausweise hätte beantragen können. Dass wir dann um die Ecke gegangen sind, um über die Mauer zu klettern hat sie aber auch nicht weiter gekümmert. Am selben Wochenende war Jahrestag der Revolution … da dieser nicht mehr gefeiert wird, die Russen jedoch dennoch gerne frei hätten, geht man in der Geschichte weiter zurück und feiert heute am selben Datum die Befreiung Moskaus von Napoleon. Die Befreieung Moskaus fiel heuer auf einen Sonntag … da am Sonntag aber sowieso frei ist, wird der Feiertag nach russischem Brauch auf den folgenden Montag verlegt, womit wir drei Tage ausweislos waren … und ich ein weiteres Mal über die verdammte Mauer klettern musste.

Zum Schluss wollte ich noch erwähnen, dass man auf unserer Besucherkarte seit einigen Wochen zoomen kann, falls ihr das nicht schon selbst entdeckt habt. In der großen Ansicht kann man die einzelnen Kontinente nochmals vergrößen, was die Punktewolke in Europa wieder etwas entzerrt. Kann im Übrigen jemand von euch die beiden lateinamerikanischen Punkte zuordnen?

Djen Pervokursnikov
Petersburg















Update: Es scheint, die Russen sind sich selber uneins, was sie am 7. November eigentlich feiern. Zwar war Napoleon zur betreffenden Zeit in Moskau gesessen, das zu der Zeit jedoch ausgebrannt und menschenleer war und aus dem er freiwillig wieder abzog. Wahrscheinlich ist die Variante, dass man am 7. November die Befreiung Moskaus von den Polen feiert, die dort 1612 ihr Unwesen trieben.

Sonntag, 11. November 2007

Wahnsinn

Hallo Zusammen!!

Ich lieg hier gerade in meinem Bett , lass mir von einem sehr angenehmen Sonnenstrahl die Nase kitzeln und hör John Butler Trio. Der Tag könnte nicht perfekter sein, wenn ich mir nicht gerade was einfallen lassen müsste, was ich jetzt schreiben soll. Deshalb lass ich einfach die Bilder
sprechen und sag auch ab und zu was dazu, viel Spaß:


Freitag, 2. November 2007

Tack tillsammans

danke schön.
Hatte echtes Weißbier zum feiern :) war super...
Uebrigens Svenja, ich hab ein Brillenglas in Helsinki verloren :(.
War diesmal aber total unschuldig.

Donnerstag, 1. November 2007

Herzlichen Glückwunsch! Der Zeitverschiebung seis gedankt sind wir gerade noch rechtzeitig... :) ... Hier ists saukalt und 01:50 - zwei gute Gründe ins Bett zu gehen. Feier noch gut!!!! Wir haben schonmal einen auf dich getrunken.

Stefen hat ja heute Geburtstag, also ran an den Truthahn

Hallo alle zusammen!!!
Ich bins wirklich. Hab seit gestern Intrnat im Haus, und tut mir leid, dass ich so lange nichts von mir hoeren hab lassen. Und ich muss euch schon wieder enttaeuschen, weil ich jetzt nur das wichtigste schreib. Ich bin naemlich zum umfallen muede.

Alles Gute zum Geburtstag, Stefan!


Freut mich, dass es euch allen gut geht, und hoffenlich taugts euch genauso wie mir!!

Bis bald!

FELIZ CUMPLEANOS!!!!

Von mir hast Du ja schon ne Nachricht gekriegt, aber natürlich auch hier: Alles Gute aus Sevilla und wir stoßen auf Dich an!!!! Lass es krachen ( und pass auf Deine Brille auf, das machen wir ja sonst für Dich ;)!!!

Geburtstags-Eintrag


Wenn ich hier schon so selten schreibe, dann doch wenigstens an den wichtigen Terminen!!
Deswegen starte ich hiermit den offiziellen Stefan-Hat-Geburtstag-Eintrag.

Alles Gute zum Geburtstag und viele Grüße nach Schweden!!! Feier schön wenn wir Dir schon (leider) nicht dabei helfen können :-)

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Liebeskummer im Südural

Etwa einen Monat ist es her, dass ich sie das erste Mal sah. Diese Grazie, dieses fremdländische Aussehen, welch Anmut und dieser Kontrast zum Wohnheim - ich war ihr sofort verfallen. Eine Woche später - wir sind zusammen in der Eremitage, abends kochen wir für sie und ihre Freundinnen. Sie sind jetzt jeden Abend zu Besuch bei uns. Eine weitere Woche später auf der Neva ... wir trinken Wein, rauchen Wasserpfeife und vor Petropawlowsk küssen wir uns ... an Studieren ist jetzt nicht mehr zu denken. Am nächsten Tag feiern wir Simons Geburtstag und gleichzeitig das vorläufige Ende unserer kurzen Beziehung, denn am nächsten Abend ist ihr Praktikum in St. Petersburg zu Ende und ich schaffe es gerade noch rechtzeitig an den Bahnhof um ihr nicht mehr bei Sinnen zu versprechen, im ersten Zug nach Izhevsk zu sitzen. Gesagt getan ... eine schlaflose Woche später verlasse ich um 20:40 St. Petersburg und rolle von Moskovskij Vokzal aus in Richtung Ural - zwei Nächte im Zug in Richtung der Wirkungsstätte Mikhail Timofeij Kalaschnikows - auf nach Udmurtien.

Zugfahren in Russland ist ein Kapitel für sich. Noch in der ersten Nacht erreichen wir Moskau und 4 meiner Nachbarn steigen aus .. am nächsten Morgen steigt auch der letzte Mitfahrer aus und ich bin alleine in meinem Abteil. Es drängt sich die Frage auf ...warum eigentlich will niemand nach Izhevsk? Während ich das Gefühl habe, jemand rollt unermüdlich den selben Kilometer Birkenwald-Fototapete am Fenster vorbei fange ich an Grammatikübungen zu machen ... komme nicht weit. Es ist ein komisches Gefühl morgens mit dem Wissen, im selben Zug wieder ins Bett zu gehen, wach zu werden. Doch schließlich gehen früh am morgen des dritten Tages die Lichter an und um 4:50 stehe ich in Izhevsk am Bahnsteig - und sehe Marina und ihre Freundin Anja, die ich auch aus St. Petersburg kenne, auf dem selben Bahnsteig - erscheint mir wie ein Wunder. Die Beiden haben wenig geschlafen, bringen mich in mein Hotel und wir treffen uns erst später wieder. Ich wohne für 15 Eur die Nacht im Hotel "Центральная / Zentralnaja". Am Abend lerne ich Anatolij, einen Freund Marinas kennen, der Deutsch studiert, nahezu perfekt Deutsch spricht, zu allem Überdruss als Barmann in der wohl schönsten Bar Izhevsks arbeitet und mir während meines Aufenthaltes (и когда мы встретимся ещё раз !!) zu einem guten Freund wurde. Der zweite Abend vergeht wie im Traum... neben Marina sitze ich im "Moskva", wo sich ohne mein Zutun der Tisch vor mir mit Bier füllt, später Platz gemacht wird, damit Fatik, der Wasserpfeifen-Mann, seines Amtes walten kann und wo zu fortgeschrittener Stunde die Sprachbarriere eine unbedeutende Nichtigkeit wird. Den Rest der Nacht verbringe ich bei Anatolij und Marina im Studentenwohnheim. Am nächsten Tag besuche ich die udmurtische Staatsuniversität und fotografiere ein Bisschen. Dann der Abend ... Marina und ich gehen spazieren, wir trinken Tee und unterhalten uns ... doch werde ich das Gefühl nicht los, dass was vor der Kulisse St. Petersburgs und im Zauber des letzten Abends noch funktionierte, dem Alltag nicht gewachsen ist ... es folgt ein unangenehmes Gespräch und wir sind fortan "Freunde". Danach Frustsaufen mit Anatolij.

In den verbleibenden Tagen besuchen Anja, Marina und ich das Geburtshaus Ts
chaikovskys, das Kalaschnikow-Museum und genießen nochmal das Moskva. Schließlich ist meine Zeit in Izhevsk abgelaufen und ich sitze wieder im Zug. Vor dem Fenster winken nach einer herzlichen Umarmung Anja, Marina und Anatolij. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge fahre ich schließlich nach einer turbulenten Woche zurück nach St. Petersburg. Marina muss ich mir aus dem Kopf schlagen - brauche einen neuen Desktop-Hintergrund - aber meine Reise hätte fantastischer nicht sein können.



Izhevsk

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Russisches Essen im Allgemeinen und Borschtsch im Speziellen

Ich hab mich entschlossen, diesen Blogeintrag diesmal nicht als chronologische Erzählung zu gestalten, sondern einem Thema zu widmen: Russisches Essen. Und Essen ist für einen Studenten gleichzusetzen mit Mensa bzw. hier in Russland mit "Buffets", kleinen Cafeterien, die sich in jeder Fakultät und in jedem Wohnheim befinden und in sehr familiärer Atmosphäre betrieben werden. Zu dieser familiären Atmosphäre trägt unter Anderem bei, dass sämtliche Speisekarten und Beschriftungen handschriftlich geschrieben sind und selbst für Russen unleserlich sind. Das führte dazu, dass wir uns jedes neue Gericht hart erarbeiten mussten und in den ersten Wochen nur Schweinefleisch mit Püree und Fisch mit Reis im Rahmen des Möglichen war. Die nette Verkäuferin von der Cafeteria der Physikfakultät hat dann auch sehr schnell gelernt, für uns zu entscheiden. Das führte soweit, dass, nachdem ich 4 Wochen lang nur Piroggen mit Kraut bestellt hatte und dann doch mal entziffern konnte, dass es auch Piroggen mit Äpfeln gibt, und diese sogleich bestellte, sie mir wieder eine Pirogge mit Kraut gab, ohne auf meine Bestellung zu hören. Doch wir können mit Stolz sagen, dass wir inzwischen in der Lage sind, uns ein vielseitiges Mittagessen zusammenzustellen.
Russisches Essen im Allgemeinen: Zentrale Zutat der russischen Küche, die zum Überbacken von Fisch und Fleisch, für Salate als Sauce, als Dip zu Pelmeni oder Bliny, als Klacks in der Suppe, schlichtweg überall Verwendung findet, ist Smetana - saure Sahne, die mit Fettgehalt zwischen 10% und 40% verkauft wird. Generell ist es üblich als Vorspeise eine Suppe, als Hauptspeise Fleisch oder Fisch mit Beilage und als Nachspeise eine der vielen verschiedenen Gebäckstücke zu essen. Dazu trinkt man entweder Kompott mit mehr Zucker und Wasser als Früchten oder den traditionellen Tee, den man für ca. 0,25€ bekommt.
Für das schnelle Essen in der Stadt empfiehlt sich entweder Chainaja Lozhka, eine Fastfoodkette, die Bliny in allen Varianten verkauft oder Chebureki, frittierte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen.

Von der anderen Seite der Theke sieht das dann so aus: Zum Anlass des Geburtstages unseres Nachbarn Anton, hatten sich die Jungs aus dem Nachbarzimmer entschlossen, verschiedene Salate zuzubereiten. Nachdem wir gemeinsam einkaufen waren, trudelten nachmittags die üblichen Verdächtigen mit Messer und Schneidebrett ein, und begannen damit Gemüse für die Salate zu scheiden. Auch wenn hier im Wohnheim die neu eingesetzen Fenster großenteils nach kürzester Zeit gesprungen waren, weil offensichtlich nicht richtig ausgemessen worden war, auf eines kann man sich verlassen: Ein russischer Salat besteht aus Würfeln zu 5x5x5mm (für Zwiebeln gilt: 3x3x3mm). Ich hab natürlich geholfen und mir wurde bescheinigt, dass ich das schon nicht schlecht mache, aber vielleicht doch das ein oder andere große Zwiebelstück noch kleiner machen solle. Nachdem wir mühevoll das Gemüse für die Salate klein geschnippselt hatten, wurde dieses schichtweise in Schüsseln gelegt und nun geschah das Unfassbare: die Salate wurden vollkommen in Öl und Smetana ertränkt. Entsprechend war man abends auch nach einem Salatteller randvoll.

Letzten Sonntag hatte ich mich mit Atiom, seines Zeichens 3. kasachischer Judomeister mit Sinn für gutes Essen, zum Borschtsch-Kochen verabredet. Für alle Daheimgeblieben gibts hier das Rezept zum Nachkochen, gehalten im russischen Imperativ:

Zutaten:
300g Suppenknochen vom Rind
250g Kassler
3 Wiener Würstchen
300g Weißkraut
2 rote Rüben
1 Karotte
2 Zwiebeln
40g Tomatenmark
10g Zucker
1/2 Zitrone
60g Butter
40g saure Sahne
1 Bündchen Petersilie
Salz und Pfeffer nach Bedarf

1. Übergieße die Rinderknochen mit Wasser und koche eine Bouillon.
2. Schneide die Karotte (2x2x50mm) und die roten Rüben (3x3x50mm) in dünne Stiftchen. Die Zwiebeln schneide in dünne Ringe und halbiere sie. Das Weißkraut schneide in dünne Spalte.
3. Lege die rote Rüben zusammen mit der halben Zitrone in einen Topf und übergieße sie mit einem Teil der Bouillon, koche sie auf kleiner Flamme 20 min, gebe das Weißkraut hinzu und koche alles noch einmal 5-6 min.
4. Brate die Karotten und die Zwiebeln mit der Butter goldbraun an, gib sie zu den roten Rüben und dem Kraut und schütte die restliche Bouillon hinzu und koche das ganze auf. Gib die klein geschnittenen Würstchen und den Kassler hinzu. Pfeffere und salze nach Geschmack. Gib das Tomatenmark hinzu und koche das Ganze 4-5 min auf kleiner Flamme. Serviere mit Smetana und klein geschnittener Petersilie.

Das Ergebnis könnt ihr auf den Photos bewundern, und geschmeckt hats auch super! Noch zu bemerken bleibt, dass Atiom die gekochten Rinderknochen zerkaut und mitgegessen hat...

Borschtsch

Montag, 22. Oktober 2007

Bayern, Ungarn und die Schweden

Hej,
wird an der Zeit dass ich hier auch mal wieder was zum besten geb, auch wenn einiges was ich jetzt schreib schon bekannt ist.

Auf jeden Fall hat bei mir die Uni mittlerweile auch mal angefangen, und ich muss sagen ich bin richtig froh. Auch wenn es hier sehr schön ist aber irgendwann braucht man auch mal wieder ein bischen was zu tun. Und man kommt auch eher mit Leuten in Kontakt.
Ich hör hier im Moment nur eine Vorlesung über Detektortechnik. Eigentlich nichts besonderes aber es sind so manche Eigenheiten. Zum einen wird die Vorlesung NUR von Ausländern besucht (nur der Prof. ist Schwede) zum anderen ist die Vorlesung mit einem Versuch verbunden, dabei wurden uns sofort die Schlüssel zum Praktikumsraum sowie zu dem Raum mit den radioaktiven Präparaten gegeben. Mittlerweile hab ich rausgefunden, dass die Schlüssel auch Zugang zu allen anderen Räumen der Uni ermöglichen und somit einen großen Vorteil gegenüber anderen Studenten hat. Weil die Seminarräume alle in abgeschlossenen Korridoren liegen wo man normalerweise klingeln müsste.

Einen offiziellen Empfang hatten wir mittlerweile auch, zwar nur im Rathaus und nicht im Schloss :), dafür aber in dem Saal in dem das Nobelbankett abgehalten wird. Vorgabe hierbei war aber ordentlich angezogen zu sein. Naja was soll man machen, hab mir also mal ein paar Sachen kaufen müssen (Kleidung ist nicht soviel teurer wie bei uns). Aber konnte mich dann doch nicht zu mehr als nem Hemd und einer Hose durchringen. Das war dann auch gut so, es kamen zwar erstaunlich viele mit Anzügen aber kontrolliert wurde doch nicht und einen Finnen haben sie mit Kargohose reingelassen. Das ganze ham sie sich dann auch eingiges kosten lassen, das heisst ich Tip auf in etwa 50000 Euro, ausgehend von etwa 20000 Euro nur für Wein +Bier +Essen.

Das Wochenende war ich mit der Fähre in Helsinki, dabei hatte ich die erste Nacht keine Kabine und für die zweite ham wir dann erst eine an Bord gekauft weils einfach zu anstrengend wurde. An Bord gab es etwas das sich "Oktoberfest" nannte, war also eine Bar mit einer ungarischen Kapelle die bayerische(bzw. deutsche) Lieder gespielt haben. Publikum waren viele Schweden (die meisten schon etwas älter) die so unglaublich abgegangen sind. Dazu muss man natürlich sagen dass es dort Bier für unglaublich günstige 3 Euro gab und alternativ Spaten in Masskrügen für 9 Euro. Ich hab ja nicht gedacht dass ich das jemals sagen werde aber das hat so verdammt gut geschmeckt (also im Vergleich). In Finnland warn wir dann zwar nur für 7 Stunden aber das reicht für Helsinki doch ganz gut (so viel gibts da nicht zu sehen). Fest zu stellen bleibt nur die Finnen sind verrückt nach Spielautomaten, welche dort sogar in Supermärkten aufgestellt sind. Bei der Heimfahrt wurde dann noch gut eingekauft, womit die Reise finanziert wurde.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

P.S.

Ich hab mich jetzt entschieden, die Bilder woanders hochzuladen, weil ich dann die Bilder nicht so als Album machen muss und es trotzdem hier nicht den Rahmen sprengt. Zu sehen unter : http://svenja-sevilla.blogspot.com/
Hey Jungs,
wir schämen uns in Grund und Boden, dass wir uns hier bisher so gar nicht am Blog beteiligt haben und geloben Besserung! Ich hab seit heute auch Internet in meiner Wohnung, also kann ich jetzt auch in Ruhe Bilder hochladen!
Erstmal muss ich das "recht gut klappen" mit dem Spanisch etwas relativieren ... Also mit anderen Erasmusstudenten kann ich mich inzwischen echt ganz gut unterhalten und mit Spaniern auch, solange sie seeehr langsam reden. Wenn sie sich untereinander unterhalten, verstehe ich nichts. Aber das kommt hoffentlich noch. Und sie geben sich auch wirklich Mühe langsam mit uns zu reden.
Die Uni hat bei mir ganz gut angefangen. Ich beleg dieses Semester nur zwei Vorlesungen und beide bei den Medizinern, aber die sind ziemlich aufwendig. Die Uni ist hier total verschult, es gibt Klassen, die immer im gleichen Hörsaal sind und zu denen die Profs kommen.
Mein einer Prof hat ein Programm geschrieben, dass er zum Abfragen am Anfang der Vorlesung verwendet: das Programm wählt zufällig einen Namen und eine Schwierigkeitsstufe aus und der entsprechende Student muss dann eine Frage in dieser Schwierigkeitsstufe beantworten. Für richtige Antworten gibts einen Plus- für falsche einen Minuspunkt und unter dem Namen blinkt, je nachdem ob er mehr oder weniger als 0 Punkte hat, ein grüner Daumen nach oben oder ein roter nach unten auf. Als er das Programm eingeführt hat, ist mir fast das Herz stehengeblieben, aber inzwischen glaub ich ( und hoffe es!!! ), dass ich nicht im System drin bin. Für die Vorlesung muss ich auch Praktikumsberichte auf Spanisch schreiben. Ich bin also gut beschäftigt, aber es ist ja auch echt super zum Spanisch lernen. Der Prof hat mir auch angeboten in seinem Institut ( Physiologie und Biophysik ) zu arbeiten und überlegt sich jetzt was biophysikalisches, was ich machen kann. Das ist schon echt krass hier, wie freundlich und hilfsbereit die alle sind. Und dass sie sich auch so für einen interessieren. Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass die Profs in Deutschland sich auch so begeistert auf jeden Erasmusstudenten stürzen ...
Ansonsten leben wir natürlich das Erasmusleben voll aus. Die Spanier sind wirklich feierfreudig und was für die Russen Wodka trinken ist, ist hier sich auf öffentlichen Plätzen gnadenlos zu besaufen und dann um vier tanzen zu gehen. Da wir noch immer bis zu 35°C haben, ist das echt toll und viel schöner als in irgendwelchen Bars zu sitzen. Und je mehr man trinkt, desto besser kann man auch Spanisch ;)Allerdings schaffen wir es nicht immer bis zur Disko durchzuhalten, weil wir uns immer noch viel zu früh treffen und nicht erst um eins wie die Spanier!
Ich versuch jetzt auch mal ein paar Bilder hochzuladen, dann könnt ihr auch sehen, wie schöööön es hier ist :)
Also, schreibt weiter so fleißig :)
Hasta luego!
Esvenja

Wir sind Nobelpreisträger

Gerade haben wir erfahren, dass der Physik-Nobelpreis wiedermal in die Heimat vergeben wurde. Noch in meiner letzten Prüfung in Deutschland - Festkörperphysik bei Prof. Abstreiter - hab ich genau diesen Effekt erklären müssen, für den es jetzt den schwedischen Preis gab: Riesenmagnetowiderstand. Und vor zwei Wochen haben wir hier einen Festkörperphysiker gefragt, ob er in seiner Vorlesung Details über die für diesen Effekt relevante RKKY-Wechselwirkung bringen wird. Hatte er leiden nicht vor.

In diesen Sinne ein Prosit für Peter Grünberg!

Montag, 8. Oktober 2007

Generalkonsularische Schokolokomotive

Hallo! Nachdem Andi schon ziemlich viel geschrieben hat, darf ich jetzt auch endlich mal ran! Von Samstag auf Sonntag haben wir in meinen Geburtstag reingefeiert. Der langen Tradition folgend, die Philipp (mein Bruder) in England eingeführt hat, habe ich auf gut Schwäbisch Käs' Spätzle gekocht (mit knapp 2kg Mehl). Dazu gabs dann russisches Bier und Vodka, was man auf einigen Bildern auch sieht :D. Mit seinem Geburtstagsgeschenk hat mir Andi einen Kindheitstraum erfüllt: Als ich ca. fünf Jahre alt war, hat mir meine Mama einen Geburtstagskuchen in Form einer Lokomotive gebacken, schön verziert mit Keksen als Rädern und vielen Smarties. Seit dem hab ich mir jedes Jahr immer wieder so einen Geburtstagskuchen gewünscht und nie bekommen! Doch dieses Jahr, ausgerechnet in Russland, war es soweit: Andi hat mir kunstvoll und mit viel Liebe eine Lokomotive gebaut, die ihr auf den Photos bewundern könnt!

Am Sonntagabend hatten wir mal wieder ein Erlebnis der besondern Art: Der DAAD hatte für 17 deutsche Hochschulrektoren und -präsidenten eine Informationsreise durch Russland organisiert, an der auch die Vizepräsidentin der TUM teilnahm. Zum Auftakt dieser Reise hatte der dt. Vizegeneralkonsul von St. Petersburg zu einem Empfang mit russischen Hochschulvertretern in sein Penthouse am Ufer des Fontanka-Kanal mitten im Stadtzentrum mit Blick über die Dächer St. Petersburgs geladen. Fr. Dr. Keidel (TUM-Vize) arrangierte, dass wir auch eingeladen wurden, um als Beispiel deutscher Studenten an einer russischen Universität zu dienen. Diese Aufgabe haben wir dann auch vor Allem am Buffet wahrgenommen, das schlichtweg mal wieder der Hammer war. Für das leibliche Wohl sorgte das "Nevskij Palace", ein *****-Hotel von der Haupteinkaufsstraße der Stadt. Aufgetischt wurde nur das Feinste vom Feinsten! Nebenbei unterhielten wir uns mit den Hochschulrektoren über das Leben in St. Petersburg und über die größeren bildungspolitischen Zusammenhänge: "Ich sage ihnen, das amerikanische System wird von den vielen Ausländern getragen, die ins Land kommen. Ich sage ihnen, in 10 bis 15 Jahren bricht das zusammen!" (dt. Hochschulkanzler). Im Verlauf des Abends wurde dann auch die Stimmung immer lockerer, wozu die leckeren Getränke nicht unwesentlich beitrugen, und vor allem mit Fr. Dr. Keidel, die sehr nett ist, wurde der Umgangston persönlicher: "Komm, geben sie mir noch ein Glas Rotwein, jetzt ist's auch schon wurscht!" Und spätestens als der Andi ihr gesteckt hatte, dass ich heute Geburtstag hätte, umarmte sie mich, um zu gratulieren und bat den Vizegeneralkonsul, doch noch eine Flasche Vodka aufzumachen. Als wir abends wieder zu Hause waren und uns in unsere 20cm durchhängenden Pritschen betteten, erschien uns Alles wie ein Traum!

Die letzten Wochen haben wir sehr viel Zeit mit ein paar Mädels aus Ischewsk, das liegt am südwestlichen Ende des Urals, ca. zwei Zugtage von St. Petersburg entfernt, verbracht, die hier ein Praktikum gemacht haben. Die Mädels haben sehr viel Geduld aufgebracht, mit uns russisch zu reden, was uns sehr geholfen hat. Dies ging jedoch zu Lasten unseres Mitspracherechts bzgl. was und wann wir etwas unternehmen. Eine SMS sah dann zum Beispiel so aus: "Wir treffen uns um 20:00, fahren in die Stadt, gehen dann in ein Jazzlokal bis 1 Uhr nachts, dann machen wir eine Dampferrundfahrt und schauen uns das Öffnen der Brücken an, und dann gehen wir ins Kino, bis wieder die erste U-Bahn fährt." Das ging sogar soweit, dass, als sie zum ersten Mal in unserem Zimmer waren, angefangen haben aufzuräumen, und festlegten, wo wir unsere Lebensmittel zu lagern hätten, und wie wir unsere Betten zu machen hätten. Nichtsdestotrotz hat sich Andi unsterblich in Marina verliebt. Und spätestens auf der romantischen Dampferfahrt durch die geöffneten Brücken der Neva hats gefunkt! Doch tragischerweise reisten die Mädels am Sonntag zurück nach Ischewsk. Nach einem Missverständnis über die Abfahrtszeit ihres Zuges startete Andi einen filmreifen Spurt von der Wohnung des Vizegeneralkonsuls über Nevskij Prospekt hin zum Moskovskij Vokzal, rannte laut ihren Namen rufend den Bahnsteig entlang, und erwischte sie noch 2 min vor Abfahrt des Zuges. Wenn ihr wissen wollt, wie diese Geschichte weiter geht, wartet auf den nächsten Blogeintrag......

Nachts auf der Neva
Simon Geburtstag

Samstag, 29. September 2007

Grüße aus Frankreich

Hallo ihr Vorderasiaten, Skandinavier und Spanier!
Ich hab' hier "im Wesentlichen" ja noch nix geschrieben. Wird Zeit das zu ändern.

In dem hier verlinkten Album findet Ihr, wie in der Rundmail versprochen, die Bilder von den Wanderungen. Ist echt schade, dass ihr da nicht dabei sein könnt, das hätte Euch auf jeden Fall auch gefallen. Und nachdem unsere Physiker-Wanderungen immer sehr cool waren, haben wir das hier quasi fortgesetzt. Bei den drei Wanderungen, von denen die Fotos stammen waren bis auf einmal nur Physiker dabei und eigentlich auch nur Deutsche.


Wandern

Wie klappt's überhaupt bei Euch allen so mit dem Sprachverständnis. Die Svenja hat ja schon geschrieben, dass es bei ihr mittlerweile relativ gut klappt. Wie sieht das denn in Rußland und Schweden aus? Könnt ihr Euch schon unterhalten? Ich muss ja zugeben, dass ich trotz Französisch-LK meine Probleme hab die Leute in unserem Alter zu verstehen. Vor Allem den David, der aus Kanada (dem französischsprachigen Teil) kommt. Da versteh ich immer nur die Hälfte, den Franzosen geht das aber bei dem teilweise auch so. Hoffentlich wird das noch. Aber da bin ich zuversichtlich.


Ab nächster Woche hab ich auch einen Sprachkurs. Für den hatte wir am Donnerstag einen Einstufungstest, da war ein ganzer Hörsaal voll mit ein paarhundert Leuten. Da kam man sich echt vor wie in so einer Leitkulturmaßnahme. Alle Ausländer werden erst mal überprüft, damit wir auch ja nicht die Sprache versauen. Aber an und für sich ist der Sprachkurs ne feine Sache, er kostet nix und wir von der Uni organisiert und gibt 3 ECTS-Punkte!! Obwohl mir die ja egal sein können.


Was hört ihr eigentlich so für Vorlesungen? Ich hab mich mal an "Quantenfeldtheorie" und "rel. QM und Eichtheorien" gewagt, auf Französisch! Bin ich ja mal gespannt wie das wird. Gibt jedenfalls nen ordentlichen Batzen Hausaufgaben. Und die machen hier auch gern mal 5 Stunden Vorlesung mit 15 Minuten Pause in der Mitte. Ohne mit der Wimper zu zucken. Das war bei der QFT-Vorlesung in der zweiten Woche, wo er den mathematischen Unterbau gemacht hat. Total verrückt! Aber alles in Allem kommt man echt ganz gut mit bei den Vorlesungen. Ich musste sogar in der einen Übung schon vorrechnen, aber musste zum Glück nicht so viel reden :-)


Lasst was von Euch hören!! Liebe Grüße

Sonntag, 23. September 2007

Russland ist Wunderland

Mit letzter Kraft und zittriger Hand schreibe ich vom Bett aus diese Zeilen. Die unangenehme Erkenntniss des gestrigen Abends kam mit aller Gewalt über mich ... Kalmücken sind wackere Trinker. Derweil erscheinen hier die Ereignisse der letzten Tage zunehmend surreal und nur das geklaute Weinglas mit dem eingravierten "E" zeugt noch davon, dass wir tatsächlich im Ekaterinenpalast mit der Bürgermeisterin Cognac getrunken haben, nur das Scherbenmeer im Treppenhaus bestätigt, dass mich tatsächlich ein Russe mit Machete am Gürtel um 3 Uhr morgens eingeladen hat, mit einer Steinschleuder Stahlkugeln auf Bierflaschen zu schießen (war sauschwer) und nur der Wörterbucheintrag zu "fluorografia" belegt, dass uns die Russen nach dem AIDS-Test jetzt tatsächlich auch noch röntgen wollen.

Immerhin war letzte Woche langsam mal so etwas wie ein Alltag erkennbar. Als wir Montag morgen voller Ehrgeiz an den schlafenden Hunderudeln und dem Pferd, das seit einigen Tagen vor der Uni angebunden ist, vorbei in die Fakultät kamen fanden wir alles verwaist vor. Eine Stimmung als ertönte gleich die letzte Sirene und der Befehl zur Sprengung des Gebäudes. Überall wo wir geklopft haben - Totenstille und das um 10 in der Früh. Das Rätsel klärte sich auf, als uns erklärt wurde, dass die Arbeit in Russland durchaus um 8:30 anfange, es jedoch akademisches Privileg der Professoren wäre erst um 11 zu erscheinen ... und mit ihnen auch der ganze Rest der Belegschaft. Seit dem fangen unsere Tage etwas später an - was mir nicht gerade unangenehm ist. Die Vorlesungen waren dann eher abenteuerlich. Zwar können wir sogar aus einem kleinen Kanon englischer Vorlesungen wählen, aber es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass eine Vorlesung eine halbe Stunde zu spät anfängt und dadurch beendet wird, dass der Prof einen Beweis in den Sand setzt und frustriert abbricht. Als wir Prof. Trojan unsere Verwunderung schilderten, dass es bei den Sehenswürdigkeiten verschiedene Preise für Ausländer, Russen, ausländische Studenten und russische Studenten gäbe, gab er auf deutsch den bemerkenswerten Spruch "Da sehen sie - Russland ist Wunderland" von sich.

Am Dienstag schließlich wurden uns endlich die roten Teppiche ausgerollt, auf die wir seit drei Wochen warten. Zarskoje Zelo ist ein ehemaliges Zarenschloss, dessen Direktor sich in den letzten 30 Jahren scheinbar sehr um die Restauration der Anlage und die Wiederherstellung des dort installierten Bernsteinzimmers verdient gemacht hat, womit sein 60 Geburtstag ein gesellschaftliches Ereigniss in Petersburg ist. Seine Geburtstagsgala wurde stilecht im Palast abgehalten, Schauspieler, Politprominenz und andere Leute, die die Boulevardpresse beschäftigen kamen zu diesem Anlass ... und wir. Der Kerl ist befreundet mit einem Professor der ökonomischen Fakultät und hatte es diesem ermöglichet, zehn exklusive Einladungen zu seiner Feier an Studenten zu vergeben. Zwei BWLer sprangen ab und somit wurde Platz für zwei schlechtgekleidete Physiker, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Über den roten Teppich wurden wir durch die Palastanlage direkt auf den Ekaterinenpalast geführt, als wir das Gelände betreten beginnt auf dem Balkon des Palastes eine Blaskapelle zu spielen und wir stellen uns etwas beklemmt mit den anderen Studenten neben eine riesige Eisskulptur, wo man uns gleich den ersten Schampus in die Hand drückt. Nach diesem Stehempfang wurde die etwa 150 Mann umfassende eitele Gesellschaft durch den Palast in den großen Saal geführt. In einigen Räumen waren Musiker aufgestellt, die das Palasterlebnis auf Cemballo und Querflöte noch verstärkten. Durch das Bernsteinzimmer gelangten wir schließlich in den großen Saal, wo zum Anfassen vor uns ein kleines Orchester Aufstellung nahm und in den folgenden zwei Stunden so ziemlich alle Solisten des Mariinsky Theaters begleitete, Sänger, Pianisten, Geiger und ein italienischer Saxophonist. Ein kompletter Kinderchor nahm für ein einziges Stück Aufstellung, so dass die Zahl der Musiker dann die Zahl der Gäste überschritt. Danach ging es ans Buffet. Für jeden Gang war ein Saal des Palastes vorgesehen. Den ersten Vodka im Vorspeisensaal betteten wir auf eine solide Kaviar-Grundlage und mit jedem Löffel weiteren Bissen schluckten wir mehrere Monatsmieten. Nach dem Hauptgang im zweiten Saal krönte der Schokobrunnen im Nachspeisensaal schließlich unseren kulinarischen Abend. Vollgefressen und von der Klassik beseelt wurde uns zu Allem Überfluss noch ein Feuerwerk synchron zur gespielten Musik dargeboten und wir hiernach Nobel-Taxibusen nach Hause oder zur U-Bahn gebracht. Alles in Allem ein netter Abend gewesen.

Um den Eintrag nicht unnötig lange werden zu lassen, breche ich hier ab und vom Besuch in der Kunstkamer, dem Peterhofer Palast und vom Knödelessen mit den Mädels, die uns in die Heremitage begleitet haben hänge ich nur Bilder an.

Knödelessen
Kunstkammer

Petrodvoretz


Zarskjoe Selo

Dienstag, 4. September 2007

Dobro Paschalovat


Servus...
Wir sind angekommen und nach einer Woche hat sich das erste Chaos mittlerweile soweit gelegt, dass ich eine Stunde im Computerraum verbringen kann. Ein erstes Resumee: Russland hat uns ... Wir wohnen fuer 80 Eur im Jahr (!!) in einer Bauruine, unsere Mitbewohner haben im Allgemeinen mehr als zwei Beine, es ist bitterkalt und regnet seit wir hier sind ... mit einem Wort: Es ist fantastisch!!
Aber von Anfang an:
Donnerstag letzte Woche fuhr uns mein Garchinger Nachbar (dank dir, Juergen) nach einem etwas chaotischen letzten Abend in aller Fruehe an den Flughafen, von wo aus wir um 8:10 Richtung Osten entschwebt sind. Einige Stunden spaeter, in Petersburg angekommen, werden wir tatsaechlich am Flughafen abgeholt und wir lernen Ines und Ruediger, zwei Dresdner kennen, mit denen und einer gehoerigen Portion Humor wir uns bis heute durch den russischen Buerokratiedschungel schlagen. Nach einer schier endlosen Fahrt durch den Petersburger Stadtrand laedt uns Dimitri schliesslich am Filmset des postnuklearen Terminator V ab und behauptet wir waeren am Wohnheim angekommen.... dem war denn auch so. Ohne dass wir wissen, wie uns geschieht werden wir durch vielerlei fuersorgliche Haende gerreicht, um schliesslich Bewohner von Zimmer 35 im 14. Block des Wohnheims zu werden, wo lediglich das eruptiv aufsteigende Mittagessen half einen Entsetzenschrei zu unterbinden. Die Toilette ist praehistorisch, die Klobrille muss manuell aufgelegt werden, die Dusche laeuft durch ein verschimmeltes Loch im Boden ins Ungewisse ab, der Schimmel an der Decke laesst jedoch vermuten, dass die Russen unter uns stets mit uns Duschen muessen, ob sie wollen oder nicht. Nach einigen Stunden im neuen Zimmer war denn auch klar, dass wir lediglich die obere Schicht einer Bewohnerschaft stellen, die mehrere evolutionaere Stufen ueberspannt.

Um es kurz zu machen: Entsetzen und Faszination mischten sich am Abend zu gleichen Teilen mit einigen Flaschen Bier, die die Realitaet an diesem ersten Abend auf ein akzeptables Mass daempften und zu einer nicht gerade geruhsamen Nacht fuehrten. Ach ja: Auf den Bildern sind neben uns Ruediger, Ines und Andreas, ein Russlanddeutscher, der gerade an einer E-Mail an den russischen Kultusminister tueftelt, zu sehen.
Am naechsten Tag... begann der Papierkrieg. Er erwischte uns eiskalt morgens in der Innenstadt, wo uns die Vorhut einer Armee russischer Sekretaerinen mit "Schdaitje, paschalujsta - Warten sie bitte" auf unser Tagesgeschaeft einschwor. Den Rest des Tages hielten wir uns stehend in wechselenden Fluren vor diversen Bueros mit mehr oder weniger Formularen in der Verwaltung auf - die ein Grossteil des Hauptgebaudes okkupiert. Was wir dort eigentlich gemacht haben - davon haben wir keine Ahnung. Wie in einem Computerspiel mussten wir durch Unterschriften stets neue Level mit neuen Formularen freischalten, deren Sinn sich uns selten erschloss und auch selten ein Fortschritt erkennbar war. Am Abend verliessen wir die Front wie wir gekommen waren - ohne Papiere und Ahnung, hatten aber eine Menge Dokumente produziert, ausgefuellt und transferiert, die sich leichter in Masse als in Stueckzahl bemessen laesst.
Im Wesentlichen ging es bis heute so weiter, mit dem Unterschied, dass wir souveraener Warten, dem Ganzen mit einer stoischen Gelassenheit gegenueberstehen und unsere Passnummer auswendig koennen. Um einem falschen Eindruck vorzubeugen: Es koennte uns nicht besser gefallen. Dass wir unsere empfindlichen Hintern nicht auf samtene Klobrillen betten koennen, hatten wir erwartet und dass wir Haustiere haben, gegen die man mit Spraydosen vorgeht hat uns auch nicht weiter erstaunt. Immer wieder ueberrascht jedoch sind wir davon, mit welcher Freundlichkeit uns die Russen aufnehmen und dass fuer Eingeweihte in dieser ganzen Buerokratie tatsaechlich ein Muster erkennbar sind und wir scheinbar noch ganz obenauf schwimmen. Heute waren wir an der Fakultaet - ein Traum. Geraete von vorgestern, streunende Hunde - ein Institut der komplett begrenzten Moeglichkeiten. Aber eine Atmosphaere, wie sie sympathischer nicht sein koennte. Mehrere Stunden lang wurden wir von Professor zu Professor gerreicht, die nicht Muede wurden, uns ihre tollsten Aufbauten zu zeigen, ihre Mitarbeiter vorzustellen und uns zu erklaeren, dass sie auch ganz viele Geraete aus Deutschland haetten. Jedenfalls sieht alles Bestens aus. Wir werden einen Sprachkurs direkt an der Fakultaet bekommen, koennen tatsaechlich zwischen einigen Vorlesungen auf Englisch waehlen und uns wurden schon Jobs in der Festkoerperspektroskopie angeboten.
Ach ja - und was unser Wohnheim nicht schafft, damit dient St. Petersburg - die Innenstadt geht ueber vor Schoenheit und Prunk. Leider war es verregnet und grau - daher kein schoenes Bild. Unser Internetzugang hier ist noch sehr provisorisch ueber Computerraum mit begrenzter Zeit und Volumen, daher werde ich nur kleine Bilder posten. Wir hoffen bald einen Anschluss auf unsrem Zimmer zu bekommen - unsere Nachbarn (Dimitri und Dimitri) haben schon einen.

Erste Nachricht aus Schweden

Hej,
so bin ja jetzt auch schon einige Zeit hier und habe bisher in der Wohnung von Johan (wer ihn nicht kennt, er war auf Erasmus in München letztes Jahr) geschlafen. Am Freitag war Party bei ihm auf dem Landhaus in den Schären was sich als unglaublich groß herrausgestellt hat. War auf jeden Fall recht lustig und mit vielen Leuten.

Heute hab ich mein Zimmer im Wohnheim bekommen, war erstmal ein kleine Überraschung, da ich keine Matraze im Bett vorgefunden habe und auch noch nicht sicher bin ob die Heizung funktioniert. Diese ist aber auf jeden Fall schon schön langsam sinnvoll, da abends der Atem schon zu kondensieren beginnt. Ansonsten ist es ca. 16 qm groß und hat einen Schrank in einer etwas merkwürdigen Farbe. Im Moment macht es den Eindruck wie in einem Krankenhaus, aber daran kann man ja noch was ändern. Morgen fahre ich endlich zu IKEA obwohl ich nicht weiss wie ich das alles Transportieren soll was ich brauche. Lustig ist, dass da ein Bus umsonsten stündlich hinfährt. Auf jeden Fall ist noch einiges zu tun.




Die lage ist aber echt gut, man is mit der U-Bahn sehr schnell in der Innenstadt könnte aber auch zu Fuß gehen. Von meinem Fenster aus sehe ich den Wald der hier sowieso allgegenwärig ist auch direkt im Campus kann man kleine Stücke wandern gehen. Auch die Gebäude sind sehr schön zumindest von aussen (alles alter Backstein mit Efeu bewachsen), der Rest wird sich zeigen.



So richtig kennengelernt hab ich leider noch keinen weil die meisten ja schon seit August hier sind und da auch viele Aktivitäten waren. Aber ist ja erst der Anfang und ich hab bisher auch noch nichts unternommen.

Naja das wars dann erstamal

Vi ses!
Stefan

http://picasaweb.google.com/shubermmm/Stockholm1

Donnerstag, 23. August 2007

Letzte Russisch-Stunde

Wir hatten gestern unsere letzte Unterrichtsstunde bei Raissa. War eine ganz fantastische Zeit, in der wir sicherlich mehr als nur die Sprache gelernt haben. Sofern ihre Art und ihr Humor auch nur ansatzweise typisch russisch waren, werden wir ab nächstem Donnerstag sicherlich ein Haufen Spaß haben.

Derweil haben wir letzten Freitag unser Visum beantragt, was erstaunlich reibungslos funktioniert hat und können es morgen abholen.



Update:


Wir waren heute morgen auf der Botschaft und haben ohne weitere Probleme unsere Visa bekommen. Und scheinbar wissen die Russen sogar, dass wir kommen und haben Zimmer für uns organisiert. Als wir heute mittag bei Dr. Ganzha an der Mathematik anriefen klang das noch anders:

"Stellen sie sofort her Kontakt zu Mr. Kabanov in Peterburg - sonst alles geht schief!"

Kabanov aber hatte die Ruhe weg, wusste wer wir sind, dass wir kommen und wollte nur noch wissen wann wir landen.

Montag, 6. August 2007

Freitag, 3. August 2007

Wenn mir noch jemand sagt, wie man da ganze Ordner erstellt, kann ich auch noch die restlichen Bilder vom Haxngrillen raufpacken. Oder soll ich einfach eins nach dem anderen reinstellen?

Sonntag, 15. Juli 2007

Einladung

Servus...

Hatte heute die Idee, dass wir zusammen ein Blog betreiben, in das/den (?) wir während des nächsten Jahres Bilder, Texte, Filme Kommentare aus dem Ausland sammeln können. Soweit ich das bisher kapiert hab, müsst ihr euch für einen Google-Account anmelden und werdet dann automatisch hier als Autoren hinzugefügt, so dass jeder "bloggen" kann.

Das Design von dem Ding hier kann man übrigens auch noch anpassen. Sogar am Namen könnte man noch arbeiten, obwohl ich da wenig kritiktollerant bin - war das beste, was mir eingefallen ist, nachdem ich 10min lang dem Cursor im Feld "Blogname" beim Blinken zugesehen habe...

Grüße
Andi