Montag, 8. Oktober 2007

Generalkonsularische Schokolokomotive

Hallo! Nachdem Andi schon ziemlich viel geschrieben hat, darf ich jetzt auch endlich mal ran! Von Samstag auf Sonntag haben wir in meinen Geburtstag reingefeiert. Der langen Tradition folgend, die Philipp (mein Bruder) in England eingeführt hat, habe ich auf gut Schwäbisch Käs' Spätzle gekocht (mit knapp 2kg Mehl). Dazu gabs dann russisches Bier und Vodka, was man auf einigen Bildern auch sieht :D. Mit seinem Geburtstagsgeschenk hat mir Andi einen Kindheitstraum erfüllt: Als ich ca. fünf Jahre alt war, hat mir meine Mama einen Geburtstagskuchen in Form einer Lokomotive gebacken, schön verziert mit Keksen als Rädern und vielen Smarties. Seit dem hab ich mir jedes Jahr immer wieder so einen Geburtstagskuchen gewünscht und nie bekommen! Doch dieses Jahr, ausgerechnet in Russland, war es soweit: Andi hat mir kunstvoll und mit viel Liebe eine Lokomotive gebaut, die ihr auf den Photos bewundern könnt!

Am Sonntagabend hatten wir mal wieder ein Erlebnis der besondern Art: Der DAAD hatte für 17 deutsche Hochschulrektoren und -präsidenten eine Informationsreise durch Russland organisiert, an der auch die Vizepräsidentin der TUM teilnahm. Zum Auftakt dieser Reise hatte der dt. Vizegeneralkonsul von St. Petersburg zu einem Empfang mit russischen Hochschulvertretern in sein Penthouse am Ufer des Fontanka-Kanal mitten im Stadtzentrum mit Blick über die Dächer St. Petersburgs geladen. Fr. Dr. Keidel (TUM-Vize) arrangierte, dass wir auch eingeladen wurden, um als Beispiel deutscher Studenten an einer russischen Universität zu dienen. Diese Aufgabe haben wir dann auch vor Allem am Buffet wahrgenommen, das schlichtweg mal wieder der Hammer war. Für das leibliche Wohl sorgte das "Nevskij Palace", ein *****-Hotel von der Haupteinkaufsstraße der Stadt. Aufgetischt wurde nur das Feinste vom Feinsten! Nebenbei unterhielten wir uns mit den Hochschulrektoren über das Leben in St. Petersburg und über die größeren bildungspolitischen Zusammenhänge: "Ich sage ihnen, das amerikanische System wird von den vielen Ausländern getragen, die ins Land kommen. Ich sage ihnen, in 10 bis 15 Jahren bricht das zusammen!" (dt. Hochschulkanzler). Im Verlauf des Abends wurde dann auch die Stimmung immer lockerer, wozu die leckeren Getränke nicht unwesentlich beitrugen, und vor allem mit Fr. Dr. Keidel, die sehr nett ist, wurde der Umgangston persönlicher: "Komm, geben sie mir noch ein Glas Rotwein, jetzt ist's auch schon wurscht!" Und spätestens als der Andi ihr gesteckt hatte, dass ich heute Geburtstag hätte, umarmte sie mich, um zu gratulieren und bat den Vizegeneralkonsul, doch noch eine Flasche Vodka aufzumachen. Als wir abends wieder zu Hause waren und uns in unsere 20cm durchhängenden Pritschen betteten, erschien uns Alles wie ein Traum!

Die letzten Wochen haben wir sehr viel Zeit mit ein paar Mädels aus Ischewsk, das liegt am südwestlichen Ende des Urals, ca. zwei Zugtage von St. Petersburg entfernt, verbracht, die hier ein Praktikum gemacht haben. Die Mädels haben sehr viel Geduld aufgebracht, mit uns russisch zu reden, was uns sehr geholfen hat. Dies ging jedoch zu Lasten unseres Mitspracherechts bzgl. was und wann wir etwas unternehmen. Eine SMS sah dann zum Beispiel so aus: "Wir treffen uns um 20:00, fahren in die Stadt, gehen dann in ein Jazzlokal bis 1 Uhr nachts, dann machen wir eine Dampferrundfahrt und schauen uns das Öffnen der Brücken an, und dann gehen wir ins Kino, bis wieder die erste U-Bahn fährt." Das ging sogar soweit, dass, als sie zum ersten Mal in unserem Zimmer waren, angefangen haben aufzuräumen, und festlegten, wo wir unsere Lebensmittel zu lagern hätten, und wie wir unsere Betten zu machen hätten. Nichtsdestotrotz hat sich Andi unsterblich in Marina verliebt. Und spätestens auf der romantischen Dampferfahrt durch die geöffneten Brücken der Neva hats gefunkt! Doch tragischerweise reisten die Mädels am Sonntag zurück nach Ischewsk. Nach einem Missverständnis über die Abfahrtszeit ihres Zuges startete Andi einen filmreifen Spurt von der Wohnung des Vizegeneralkonsuls über Nevskij Prospekt hin zum Moskovskij Vokzal, rannte laut ihren Namen rufend den Bahnsteig entlang, und erwischte sie noch 2 min vor Abfahrt des Zuges. Wenn ihr wissen wollt, wie diese Geschichte weiter geht, wartet auf den nächsten Blogeintrag......

Nachts auf der Neva
Simon Geburtstag

1 Kommentar:

Kath hat gesagt…

Oh jaaaaa, ich weiss noch gaaaanz genau wie du (Simon)bei der Party bei mir in Augsburg einen minutenlangen Vortrag über deine Geburtstagslokomotive von deinem 5. Geburtstag gehalten hast!!! Ich hab dann auch gedacht schade dass er dieses Jahr in Russland ist sonst hätt ich's gemacht: na ja anscheinend hat der Andi aber scho deine Träume erfüllt!!! :-)
Ihr scheint beide sehr glücklich in Russland zu sein, das freut mich echt! Geniesst es, die Zeit vergeht so schnell!
alles Liebe
Katharina