Sonntag, 28. September 2008

Entlang der Seidenstrasse nach Westen

Hallo! Das wird wahrscheinlich der letzte Blogeintrag aus dem Ausland mit ein paar Photos. Nachdem der Andi von Almaty in Kasachstan aus nach Indien geflogen ist und ich keine chinesisches Visum bekommen habe ich weiter nach Sueden nach Kirgistan gefahren. Dort war ich noch einmal in der Naehe des Sees Issyk-Kul wandern und bin dann entlang der Seidenstrasse nach Westen gefahren und letztendlich in Usbekistan gelandet. Dort habe ich eine Runde durch die bekanntesten Staedte gedreht und bin vor ein paar Tagen im sagenumwobenen Samakand angekommen. Schaut Euch die Photos an!!!

Seidenstrasse

Montag, 8. September 2008

Kasachstan

Nur ein kleiner Eintrag, um das Blog mal wieder zu reaktivieren. Wir sitzen gerade in Almaty, der ehemaligen Hauptstadt Kasachstans kurz vor unser beider Abreise in verschiedene Himmelsrichtungen. Nachdem ich (Andi) aus Petersburg abgereist bin war in einen knappen Monat mit meiner russischen Freundin bei ihrer Oma in Barnaul, wo wir u.A. 12 Tage im Altaij-Gebirge wandern waren. Danach bin ich zu Simon nach Novosibirsk gefahren, der auch gerade aus dem Gebirge zurueckgekommen war, wo er mit einer vom DAAD organisierten Sommerschule ein paar Tage gewesen war. Am 26.8 sind wir dann zusammen aus Novosibirsk in Richtung Astana, der neuen Hauptstadt Kasachstans abreist und 30 Stunden spaeter dort angekommen.
Nach zwei wunderbaren Tagen in Astana sind wir nun seit knapp einer Woche in Almaty, wo wir die letzten 4 Tage wieder im Gebirge verbracht haben. Mit Fuehrer haben wir es bis auf 4000m geschafft und sind dabei zwei Mal nachts im Zelt eingeschneit worden - grosses Abenteuern - haben aber alles unbeschadet ueberstanden.
Die unten verlinkten Fotos sind leider etwas aus der Ordnung geraten und schlecht kommentiert, unser Internet-Zugang haelt sich leider in Grenzen. Bei Gelegenheit gibts ein ordnetliches Update!
Kasachstan

Samstag, 2. August 2008

Schwarze Sonne über Sibirien

1. August 2008: Tausende von Touristen, bewaffnet mit Sonnenbrillen und Kameras, fallen in das sonst von Ausländern eher gemiedene Novosibirsk aus nur einem einzigen Grund ein. Sie wollen die letzte totale Sonnenfinsternis in Europa für die nächsten Jahrzehnte mitzuerleben.
Und in der Tat war das Naturschauspiel atemberaubend. Punkt 17:40 verdunkelte sich die Sonne für ca. anderthalb Minuten vollständig und lediglich die wunderschöne Sonnenkorona war zu sehen.
Schon seit Monaten waren sämtliche Hotels in der Stadt ausgebucht. Für viele bestand die einzige Möglichkeit, dem Naturschauspiel beizuwohnen darin, mit einem von mehreren Charterflügen am Morgen in Novosibirsk zu landen, um abends wieder zurück in die Heimat zu fliegen. Während manch ein Ausländer große Strapazen auf sich nahm, ließ die Russen das ganze eher kalt. Sie machten sich nicht einmal daran, das Ereignis kommerziell auszuschlachten. Keine T-Shirts oder Caps mit "Sofi 2008 Novosibirsk". Lediglich die kaukasischen Obsthändler rochen den Braten und erhöhten für den ein oder anderen Touristen die Preise. In der Stadt hatte der ein oder andere Tourist ohne Sprachkenntnisse mit der russischen Relatität zu kämpfen. Insbesondere die Verkäuferinnen in den Supermärkten und Schnellrestaurants dürften froh sein, dass solche Ereignisse in Novosibirsk eher selten gestreut sind.

Ich beobachtete das Schauspiel zusammen mit hunderten von Schaulustigen von der Uferpromenade des Ob aus. Ausgerüstet mit einer Schweißermaske für 50 Rubel (nur die Gläser für 12 Rubel waren schon ausverkauft) starrte ich gebannt gen Himmel.

Samstag, 26. Juli 2008

Ich mal wieder...

...denn ich hab dem Simon hoch und heilig versprochen auch mal wieder was zu schreiben. Was gibt's denn so neues aus Monnem?

Als die neueste Nachricht lautet: Ich bin aus meiner ExPhys-Prüfung am Dienstag (22.07.) mit einer 1,3 rausgekommen(-geschwebt). Das hat mir auf jeden Fall schon mal diese Woche gerettet weil ich mit so ne Note echt nicht gerechnet hab.

Ansonsten wissen ja schon die meisten (oder alle), dass ich mim Stefan in St. Petersburg beim Andi war. Mit der Reise hab ich dann auch ungewollt ganz ordentlich die Konjunktur angekurbelt, indem ich den Fluggesellschaft ein bisschen Geld in den Rachen geworfen habe. Da müsste man jetzt juristisch einen etwas festeren Stand haben, dann könnte man mal um sich treten, aber daraus wird wohl nix. Selbst die von avigo.de (bei denen ich gebucht habe) haben mir geschrieben, dass das wohl eine etwas umstrittene Praxis ist.



Doch der Reiserei nicht genug...nächste Station ist dann schon bald Barcelona bzw. die Pyreneen. Wieder mit Stefan und diesmal auch mit Felix und eventuell auch kurz Svenja?!?

Damit ihr mal eine Idee von Linns und meiner Wohnung bekommt habe ich hier mal ein Picasa-Album mit ein paar Bildern der Wohnung im infantilen Stadium verlinkt. Sieht mittlerweile schon um einiges besser aus. Aber um rauszufinden WIEVIEL besser hilft nur eines: Vorbeikommen!!

Das war's mal wieder von mir, ich freu mich schon drauf, wenn ihr alle wieder in München seit und wir uns dort mal wieder ordentlich alle treffen können....

Schöner Wohnen in Mannheim

Donnerstag, 24. Juli 2008

Der schiefe Turm von Moskau

Moskau ist um eine Attraktion reicher, von der es bis vor einigen Tagen selber nichts wusste. Dass russische Baufirmen ein vergleichbar seriöses Image haben, wie Import-Export-Fimen in deutschen "Tatort"-Folgen ist nichts neues. Nun aber bricht "Stargrad" alle Maßstäbe. Als die Firma den Auftrag bekam, eine Fußgängerunterführung in direkter Nähe zum Roten Platz zu renovieren, war sie es scheinbar schon lange leid, kleine Brötchen zu backen und sah ihre Chance gekommen. Ohne große Umschweife und scheinbar ohne Aufsehen zu erregen, lässt Stargrad schweres Gerät anrücken und baut erweiter den Fußgängertunnel um ein angeschlossenes dreistöckiges, unterirdisches Einkaufszentrum. Das ganze fiel erst auf, als sich mangels fachmännischer Abstützung umstehende Klöster zu neigen begannen.

http://kp.ru/daily/forum/article/354255/


Aus den Kommentaren zu dem russischen Artikel:

Gast: Alles gekauft. Miliz, Gericht, Prokurator, Macht und das ganze Land. Steh auf großes Land, steh auf zum Todeskampf!

Pravda: Russland versinkt zusammen mit dem Kreml - wie das U-Boot Kursk!

Pogronitschnik: Die Immigranten verminen bald Moskau und ganz Russland. Wenn sie schon Erdarbeiten unter dem Kreml machen. Ist das Naivität der Regierung oder eine Absprache?

Dimitrij: Mir ist es auch peinlich, Russe zu sein! Diese allumfassende Bestechlichkeit. Dieses Volk und dieses Land verdient keine Achtung. Wo du hinschaust - Degeneration. Russland sollte von der politischen Weltkarte verschwinden.

Gast: Was Geld nicht alles Macht. Die Mitglieder anderer Staaten benehmen sich in Moskau schon wie die Hausherren.

Gast: Mir ist es peinlich, Russin zu sein. Ich lebe im Westen und schweige darüber.

Montag, 21. Juli 2008

Es fehlen 2917 rote Punkte...

Wem es noch nicht aufgefallen ist, wo für uns die Abreise gen Heimat nur zögerlich näherrückt, hatten es die roten Punkte auf der Karte etwas eiliger. Der vom nagenden Verdacht, die Kundschaft könne ihm das Verschwinden von 2917 Punkten übel nehmen, getriebene Betreiber der Punkte-Sammel-Maschienerie hat mir diesbezüglich geschrieben. Ich solle nicht etwa glauben, dass wäre ein Bug, sondern mich ganz im Gegenteil darüber freuen, dass die 2917 Punkte nun für alle Zeiten im Archiv liegen. Einem ausgetüftelten Feature seines Programmes seis gedankt.

Wen es interessiert, der kann sich nun über die Karte ins Archiv durchklicken und dort die alte Karte ansehen.

Russland fern der Hauptstadt

Verlässt man den Zug aus Moskau in einer Stadt wie Novosibirsk, tausende Kilometer von der Hauptstadt entfernt, so stellt man zunächst beruhigt fest: Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Die Uhren am Bahnhof zeigen Moskauer Zeit, lange Schlangen vor den Fahrkartenschaltern im Sovjet-Einheitsmaß und auf dem Vorplatz verkaufen Babuschkas Sonnenblumenkerne und Blumen. Einen Stadtplan zu kaufen erübrigt sich, da das Stadtzentrum der Leninplatz bildet. Um ihn herum sind die Straßen nach nach Sovjetgrößen benannt, je weiter weg von Lenin, desto weniger wichtig. Auch die Metro ist indentisch mit der von St. Petersburg und Moskau. Ist hier also alles genau so, wie in den beiden Hauptstädten?
Der Schein trügt. Mit Argwohn betrachtet man hier alles, was in Moskau ausheckt wird. Und kommen neue Anweisungen von der Zentralregierung, versucht man sie mit allen Mitteln zu umgehen. Ein aktuelles Beispiel: Vor ca. 2 Wochen erließ die Regierung ein Gesetz, nach dem zur Verfolgung von Verkehrsündern auch Blitzer mit Kameras eingesetz werden können. Nach kurzer Zeit war die Antwort auf das sich abzeichnende Ärgernis gefunden: Besprüht man das Autokennzeichen mit Haarlack, so kann man aufgrund von Spiegelungen die Nummer auf Kameras nicht mehr erkennen. Überhaupt herrschen auf den Straßen Zustände wie im wilden Westen: Überholt wird auf dem Grünstreifen neben der Straße, ca. die Hälfte fährt mit japanischen Linksverkehrsautos und abgebogen wird dreispurig. Verlässt man die Stadt in beliebige Richtung, so endet bald der Asfalt und die Straße geht in eine Schotterpiste voller Schlaglöcher über.
Oft hört man die Leute hier über die Moskauer schimpfen. Ist der Unmut kund getan, geht man wieder zu den eigentlich wichtigen Sachen über: Meistens dreht sich das Gespräch übers Fischen: Wo gibt es die meisten Fische? Wer kann ein Boot auftreiben? Welche ist die richtige Angeltechnik?

Ansonsten lässt es sich hier sehr gut aushalten: Es ist sehr warm, meistens über 30°C. Da triff es sich gut, dass die Akademgorodok, eine Wissenschaftsstadt außerhalb von Novosibirsk, und somit mein Arbeitsplatz nicht weit von den Ufern des Obstausees entfernt ist. Momentan ist Beerenzeit. An allen Ecken bieten Omas Himbeeren von der Datscha an. In der ganzen Stadt findet man auch Schaschlik-Grills.
Hier gibt's noch ein paar Fotos von meinem Arbeitsplatz, Novosibirsk, und zwei Wochenendausflügen nach Omsk und Tomsk!


Omsk
Tomsk
Novosibirskk

Montag, 2. Juni 2008

Mit dem Zug nach Novosibirsk: Land(schaft) und Leute (in der 3. Klasse)

Nachdem ich in der Nacht zuvor schon von St. Petersburg nach Moskau gefahren bin und dort den Tag verbracht habe, sitze ich am späten Abend im Wartesaal des Yaruslavl-Bahnhofes und warte auf die Bereitstellung meines Zuges. Als der Aufruf kommt, gehe ich zu den Bahnsteigen. Es riecht nach den Abgasen der Dieselloks. Ich steige ein. Die nächsten 50 Stunden werde ich in einem Liegewagen 3. Klasse zusammen mit 50 Russen auf engsten Raum verbringen - eine gute Möglichkeit Russen jenseits der Unimauern kennen zu lernen. Ziel ist Novosibirsk. Während ich mein Gepäck im Bettkasten verstaue, kommen die ersten beiden Mitfahrer in Abteil: Zwei ca. 100kg schwere Glatzköpfe mit Stiernacken, dunkel gekleidet. Der eine hat quer über die Stirn eine frische Narbe, die mit Desinfektionsmittel blau einfärbt ist. Sie fahren nach hause in ihre Heimatstadt Perm im Ural, die sie in ihrem Leben vielleicht 3 Mal verlassen haben. Zu Hitlers Geburtstag verprügeln sie wahrscheinlich „Schwarzhaarige“, gegen Deutsche haben sie aber nichts. Also machen wir eine Flasche Vodka auf und unterhalten uns über die wenigen Themen, bei denen sich unsere Welten berühren. Ich erkläre auf Nachfrage hin, dass ich nicht genau sagen könnte, ob Mercedes, BMW oder Audi die besten Autos baut, vielmehr müsse jeder für sich selbst das richtige Auto finden. Sie wissen, dass BMW „Bayrische Motoren Werke“ bedeutet und Audi eigentlich Horch heißt. Ich gebe das Insiderwissen weiter, dass das BWM-Emblem rotierende Rotorblätter eines Propellerflugzeuges darstellt und korrigiere, dass Ferrari kein deutsches Auto ist, aber, mit einem Augenzwinkern, vielleicht bald. Da glauben sie zu wissen, dass Eon sämtliche russischen Energieerzeuger aufgekauft habe. Ich zeige mich skeptisch, weise aber darauf hin, dass Gasprom sich auch groß in Deutschland einkauft. Wir kommen zu dem Schluss, dass wir im Kriegsfall erst mal Kraftwerke tauschen müssten und lassen das Gespräch in Einvernehmen mit gegenseitigen Komplementen enden: Sie sagen ich würde wie ein Russe trinken, ich sage, dass Russland ein unfassbar großes Land sei. Wir schlafen in dieser Nacht alle sehr gut.
Ich will noch die weiteren Nachbarn im Abteil vorstellen. Da wäre der sympathische freie Künstler Igor, der mit seiner Freundin ebenfalls nach Novosibirsk fährt. Ein netter Kerl, der zurücklächelt, wenn man ihn anlächelt, was in Russland nicht selbstverständlich ist, und ein riesiges Wissen über Zecken hat, weil er selbst schon etliche Male gebissen worden ist. Gegenüber von mir sitzt eine Frau mittleren Alters. Sie ist erleichtert, als wir zu trinken anfangen, macht sich auch ein Bier auf, und sagt, dass Sie in den engen Zügen ohne Bier nicht könne.
Als ich an nächsten Morgen aufwache, treffe ich vor der Toilette einen jungen Burjaten, studierter Jurist, aus Ulan-Ude am Baikalsee. Wir unterhalten uns kurz. Er findet meinen Akzent lustig. Als ich von der Toilette zurückkomme, winkt er mich zu sich er und fragt, ob ich mit ihm, seinem Begleiter und einem weiteren Russen trinken wolle. Ich willige ein, obwohl es erst 9 Uhr morgens ist. Auf dem Tisch steht ein gebratenes Hähnchen, frische Frühlingszwiebeln und ein Flasche Vodka. Der Russe hat bereits Mühe sich zu artikulieren. Sein Körper ist gezeichnet von der Trunksucht. Er fragt, wie wir in Deutschland den 8. Mai begehen. Die Burjaten versuchen in abzuwiegeln, was nicht nötig ist, da er ehe ich antworten kann seine Frage bereits vergessen hat. Und Schwups, da ist es wieder, was besoffenen Russen in Gegenwart von Ausländern einfällt: Alle fürchten sich vor den Russen. Er will meinen Puls überprüfen, die Burjaten wollen ihn abhalten, ich lassen ihn aber gewähren. Ein Ergebnis gibt er nicht bekannt. Wahrscheinlich verzählt. Die erste Flasche Vodka ist bald leer. In einem deutschen Zug ein Problem, in Russland nicht. Alle 5-10 Stunden bleibt der Zug an größeren Bahnhöfen eine halbe Stunde stehen, damit man sich die Füße vertreten kann und nebenbei bei den Omas, die vor jedem Wagon stehen von Vodka über Snacks bis hin zu fertigen vollwertigen Speisen alles kaufen kann. Die beiden Burjaten kaufen Vodka und fragen ihre Dealerin, ob sie auch Aktivkohle hätte. Mir kommt das komisch vor, sie hat aber keine nicht und wir trinken den Vodka so. Wenig später machen meine Trinkgenossen schlapp. Sie hatten ihr Tageswerk wohl schon früher als ich begonnen. Der Russe lässt erschöpft sein Gesicht in die Reste des Hähnchens fallen, und schläft ein. Im Nachbarabteil sitzt eine Oma mit ihren beiden moskauer Enkeln, die ihre Schulferien (Juni, Juli, August) bei ihr in Sibirien verbringen und eine junge Frau. Die Oma schimpft fürchterlich über den Betrunkenen, der vor zwei Tagen Vater geworden sei, und sich nicht mal jetzt zusammenreißen könne. Trotzdem hält sie die Schaffnerin davon ab, den Mann – er ist bereits aus seiner stabilen Lage auf dem Hähnchen auf den Boden gefallen - aus dem Zug zu schmeißen, wischt Boden und das Gesicht des Mannes ab, und bringt ihn dazu, sich hinzulegen. Den Nachmittag über spiele ich mit Oma und Enkeln Karten und Unterhalte mich mit der jungen Frau, einer von jenem Typ, die sofort mit einem Email-Adressen austauscht und verspricht, mir per Internet den Film zu schicken, den ich nicht gekannt habe, aber unbedingt kennen müsse.
In der Nacht steigen die beiden Skins und die Frau aus meinem Abteil aus. Nachdem zwischenzeitlich ein junger aufgeschlossener Russe, der gerade seine 2 Jahre Armeezeit hinter sich gebracht hat, und ein älterer Herr, der sich mehrmals versichern lässt, dass ich „reiner“ Deutscher und nicht Russlanddeutscher bin, mitgefahren sind, steigen fünf neue Passagiere ein: Ein junges Ehepaar mit Tochter und zwei Männer. Der eine ist jung und muskulös, der andere bereits älter mit von Sonne und Vodka gezeichnetem Gesicht. Sie scheinen mir auf dem Bau zu arbeiten. Fragen werden von ihnen nur mit einem unfreundlichen „Was!?“ beantwortet. Nachdem sie ihr Bett gemacht hatten verschwinden sie. Nach kurzer Zeit kommen sie sturzbesoffen wieder. Der Familienvater Hilft ihnen dabei, in ihre Betten hoch zu kommen. Für den Rest der Reise ist nichts mehr von ihnen zuhören. Die Familie hingegen ist durch die Anwesenheit eines Ausländers sichtlich irritiert. Während ihrer fünfstündigen Fahrt unterhalten sie sich nur im Flüsterton und geben sich redlich Mühe, dass ihre Tochter nicht laut ist, obwohl ich versichere, dass es mich nicht stören würde.
Nach der dritten Nacht im Zug steige ich aus und laufe meinem Professor, der mich abholt, direkt in die Arme.

Freitag, 23. Mai 2008

Eine Meldung und ihre Folgen

Mittwoch morgen wurden im schwedischen Kernkraftwerk Oskarshamn winzige Spuren eines laut Internet unter Terroristen jeder Couleur beliebten Do-It-Yourself-Sprengstoffes an der Tasche eines dort beschäftigten Schweißers gefunden. Wenige Stunden später und um einige heiße Details reicher findet diese Nachricht schließlich ihren Weg nach Petersburg. Als man mir erzählte, dass im Radio auf Grund einer Sicherheitsübung fehlerhafterweise eine Explosion in einem Kraftwerk gemeldet worden war, bekam ich scheinbar noch die milde Version zu hören - In der Innenstadt war von einer Übung wohl keine Rede mehr. Deutsche Bekannte haben mir später erzählt, dass sie nicht die einzigen waren, die in heller Aufregung in der deutschen Botschaft anriefen und in der Apotheke weggeschickt worden sind - Iod war ausverkauft.

Samstag, 5. April 2008

Lenin zwischen Palmen

Mit den Ankündigungen, bald einen Blogeintrag zu schreiben, ist es ja bekanntlich so eine Sache. Und natürlich drängte sich auch diesmal wieder vieles auf, vor dem Blogeintrag erledigt zu werden. Aber jetzt habe ich endlich Zeit und Muse gefunden und werde ein paar Takte erzählen, was wir in der Ukraine gemacht haben.

Meine Cousine, die durch ihr Auslandsjahr in Moskau vor zwei Jahren Anlass letztendlich dafür war, dass ich heute hier bin, hat vor einiger Zeit an der Uni Tübingen ihr Ethnologie-Studium mit Schwerpunkt "Postsowjet-Raum" abgeschlossen. Nun ist sie vor einigen Wochen auf die Krim zurückgekehrt, um eine deutsche Studentengruppe zu betreuen. Im Vorraus hatte sie mich eingeladen, sie dort zu besuchen (Nochmal vielen Dank, Susanne). Also haben wir zusammen mit Gesa, einer deutschen Bekannten, am 6.3 in Peterhof die Koffer gepackt und sind abends im Zug Richtung Ukraine aufgebrochen. Und auf ein Neues stelle sich sofort das russische Reisegefühl ein - auf der Schwelle in den Wagon bleibt die Zeit stehen und wir betreten eine Parallelwelt aus 50 Betten, 2 Toiletten, einem 24/7-Wasserkocher und natürlich dem Provodnik, dieser uniformierten Personifizierung der Ordnung im Wagon, der bedürftige Passagiere mit zusätzlichen Wolldecken und Bier versorgt - Zweiteres natürlich nur als Souvenir, denn Biertrinken ist im Zug ja verboten. Durch unendlich ausgedehntes Nirgendwo rollt der Zug mit ermüdender Langsamkeit, unterbrochen nur durch einige wenige Stops an Bahnsteigen irgendwo zwischen Petersburg und dem schwarzen Meer. An diesen Stops entlässt der Provodnik seine Schäfchen einige Minuten ins Freie, wo sie sich mit den am Gleis angebotenen Speisen und Getränken eindecken können. In dieser zeitlosen Monotonie kreisen die Gedanken in größeren Radien und man beschäftigt sich vorrangig damit auf dem Gang zum Klo seine Atmung auf die Mitreisenden zu synchronisieren - man weiß ja, wo die Stinker ihre Füße in den Gang strecken.

2 Nächte und die ukrainische Grenze später kommen wir früh morgens in Simferopol, einer der größeren Städte auf der Krim, an. Susanne holte uns am Bahnsteig ab, wir schliefen einige Stunden bei ihr und brachen dann in die Stadt auf. In den kommenden Tagen waren wir in Simferopol, schauten die antike Höhlenstadt bei Tschufut Kale und den Khanspalast in Bachtschissarai an, machten eine große Wanderung zu wunderschönen Höhlen in der Nähe, besuchten die russische Schwarzmeerflotte in Sevastopol inklusive Besuch der antiken Stadt Chersones und brachen nach einigen wunderbaren Tagen nach Aljuschta an der Küste auf. Aljuschta jedoch verschliefen wir im Bus und landeten schließlich in Jalta.



Kaum in Jalta angekommen stürzen sich mehrere klassisch-russische Babuschkas auf uns und wollen uns Schlafgelegenheiten andrehen. Mit hochherrschaftlicher Geste zeigen wir schließlich in dem Pulk, den wir um gute anderthalb Köpfe überragen, salbungsvoll auf das Öhmchen unserer Wahl und ziehen für 5Eur/Nacht in ihr Wohnzimmer ein. In Jalta verbringen wir schließlich noch zwei wunderbare Tage, in denen wir alte Bekannte von der Zugfahrt wiedertreffen (die wir in Chersones schon ein erstes Mal wiedergesehen hatten - beide Male zufällig), die Küstenlinie abwandern und schließlich von Nullniveau an der Uferpromenade 1234 Höhenmeter auf den Aj Petri steigen. Nach dieser Wanderung packe ich meine sieben Sachen und fahre mit kurzem Zwischenstopp in Simferopol zurück nach Petersburg. Simon und Gesa sind noch einige Tage geblieben und hängen hier - hoffentlich bald :) - noch was an...

Krim

Montag, 17. März 2008

Vielen Dank...

Danke euch allen für die Grüße. Habe meinen Geburtstag selber den ganzen Tag im Zug auf den Weg in die Ukraine verbracht. Simon und ich haben dort die letzte Woche mit einer Bekannten zusammen auf der Krim am schwarzen Meer verbracht. Simon und Gesa sind noch unterwegs durch die Ukraine, ich bin gestern zurückgekommen. Sobald alle wieder hier sind und ich meine (717!!) Fotos sortiert habe, werden wir dieses Provisorium hier durch einen anständigen Eintrag ersetzen ...

Freitag, 7. März 2008

Grattis på födelsedagen

Hej,
von mir auch alles gute dem Andi.


P.S. Eintrag von mir folgt bald.

Grüße Stefan

Feliz cumpleanos, Andi

Hi Andi,
wenn ich richtig bin ( und das hoffe ich mal :), hast Du heute Geburstag. Also :
Alles, alles Gute und viel Wodka beim russisch Feiern ! Hoffentlich hat der Simon dir ne genauso tolle Torte gebacken, wie Du ihm ( sonst hat er jetzt zumindest ein schlechtes Gewissen ;). Ich wünsch euch ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße von der braungebrannten Spanierin :)

Dienstag, 12. Februar 2008

2400 km und 200 Kirchen auf 2 Unterhosen

Dienstag abend war es endlich soweit, wir brachen auf zu einer Reise in die kulturelle Wiege Russlands, zu jenen Zentren von Handel, geistlicher und weltlicher Macht, die erst durch den Aufstieg Moskaus im 13. Jahrhundert an Bedeutung verloren: in den "Goldenen Ring" rund um Moskau. Wir stiegen abends ein in den Nachtzug "Weiße Nächte" nach Vologda, dem ersten Ziel unserer Reise, und wurden am nächsten Morgen, ein halbe Stunde vor dem Eintreffen im Bahnhof, von einer Breitseite russischen Musikgeschmacks aus dem Schlaf geholt: Nachdem eine weiblich Stimme zu eintönigem Hintergrund über Liebe und Sehnsucht gesäuselt hatte, folgte mit nur leicht variierter Melodie der männlich Gegenpart, der mit Schwermut sein Soldatenschicksal besang. Wer zu diesem Zeitpunkt noch nicht wach war, wurden von Modern Talking mit "Cherry Cherry Lady" aus sämtlichen Träumen gerissen. Nachdem wir uns vergeblich um ein Hotelzimmer bemüht hatten, kauften wir ein Ticket für den nächsten Nachtzug nach Moskau und machten uns in das Zentrum der Stadt auf, das maßgeblich von einem Kreml gebildet wird, der malerisch über der zugefrorenen Vologda trohnt. Auf dieser vergnügten sich Einheimische mit Langlaufskiern und Eisangeln.

Am nächsten Tag suchten wir in Moskau als erstes unser Hostel mit dem liebenswürdigen Namen "Home from Home" (???) auf, das sich direkt am berühmten "Arbat" in einem Altbau mit stuckbesetzten Decken befand. Danach machten wir uns zum roten Platz auf, um Lenin unsere Ehre zu erweisen. Dieser liegt gegen seinen und den Willen seiner Angehörigen mumifiziert aufgebahrt in einem Mausoleum vor den Mauern des Kremls, umrankt von Gerüchten, er bestünde teilweise oder gar ganz aus Wachs, bzw. es existierten mehrerer Exemplare der Mumie. Die Szenerie im Mausoleum war eher surreal, mit dem Leichnam Lenins in der Mitte eines rötlich dämmrig ausgeleuchteten Raumes in einem Glassarkophag liegend und einer Frau, die sich im Vorbeigehen zig-mal bekreuzigte und bekundete, Lenin sei noch ein aufrichtiger Mensch gewesen. Nachmittags war es uns möglich (Vielen Dank Anne-Mariee), das Gebäude der Staatlichen Universität Moskau von Innen anzuschauen, jenen prachtvollen Zuckerbäckerbau aus der Stalinzeit, in dem man als Student über Jahre hinweg leben kann, ohne ihn auch nur ein einziges Mal verlassen zu müssen. In ihm befindet sich alles, was ein Student zum Leben braucht: Mensen, Cafeterien, Supermärkte, ein Reisebüro, Friseure, Buchläden, Museen, das Wohnheim und natürlich die Vorlesungssääle. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns in der Mensa richtig satt zu essen (siehe Photo von Andi's Tablett).

Am nächsten Tag brachen wir früh morgens zu einer Tagestour in den Goldenen Ring auf: Erstes Ziel, das wir nach vier Stunden Zug- und Busfahrt (der dritte Ticketschalter war der richtige) erreichten wir Suzdal. Suzdal, eine der ältesten Städte Russlands erlebte seine Blütezeit gegen Ende des 12. Jahrhunderts, als es zur Hauptstadt des damaligen Russlands aufstieg. Später galt es vor allem als religiöses Zentrum Russlands. Fernab von Industrien und Verkehrswegen konnte es sein historisches Stadtbild im Laufe der Jahrhunderte weitgehend bewahren. Uns bot sich ein traumhaftes Bild der schier endlosen Anzahl an Kirchtürmen mit vergoldeten oder verzierten Kuppeln, eingebettet im Weiß des frisch gefallenen Schnees. Danach reisten wir weiter in diejenige Stadt, die Suzdal als Hauptstadt des Kiever Rus ablöste: Wladimir, eine ebenfalls sehr gut erhalten Stadt, mit Kreml etc.

Am dritten Tag wandten wir uns einem eher dunkleren Kapitel russischer Geschichte zu: Wir besuchten in Moskau das GULAG-Museum, gegründet vom Enkel desjenigen Bolschewisten, der während der Oktoberrevolution den Sturm auf den Winterpalast leitete, jedoch später unter Stalin in Ungnade fiel und im Arbeitslager endete. Ein sehr interessantes Museum, mit liebenswürdiger Museumsbabuschka, die uns jedes Mal zurückbeorderte, wenn wir ein Exponat ausließen und uns andauernd aufforderte Fragen zu stellen. Wenn wir keine Fragen stellten, stellte sie die Fragen selbst und beantwortete sie denn auch ausführlichst. Von ihr wurden wir erst erlöst, als ein neues Opfer eintraf, ein Niederländer, der fast keine Wort Russisch sprach und ihr hoffnungslos ausgeliefert war: "Lager.... Verstehen Sie???... Viele, viele!!! Die Museumsbabuschka gehört übrigens zu jedem Raum eines jeden russischen Museums, wie die Sakuski zum Wodka. In der Regel bewaffnet mit einem Heizkörper und einer Decke sitzen sie, Tag ein, Tag aus, in den Ecken der Museen und erfüllen einen nicht auszumachenden Auftrag. Lediglich, sollten sich ausländische Studenten in das Museum verirren, ist ihre Stunde geschlagen... Am Nachmittag fuhren wir noch nach Sergejev Posad, ein Kloster vor den Toren Moskaus, über dessen Höfe geschäftig Mönche huschen und Gläubige vor den Ikonen Kerzen anzünden.

Gegen Abend traf Andi ein Anflug von Grippe, dessen Bekämpfung mit einer Überdosis Aspirin in einer Nacht über der Kloschüssel des Hostels endete. Dementsprechend standen die Sterne schlecht für Yaroslavl, das letzte Ziel unsere Reise, einer Stadt, in der Elemente alter russischer Städte wie Vladimir und neuer russischer Industriestädte kunterbunt gemischt sind. Nachdem wir uns kurz einen Überblick über die Stadt verschafft hatten und zum ersten Mal überhaupt an der Wolga waren, schlugen wir den Rest des Tages (ca. 6 Stunden) in der örtlichen McDonalds-Filiale tot (1BigMac, 1 Cheeseburger, 1 mittlere Pommes, 3 Kaffee, 2 Tee, 1 Cola), bis uns der Nachtzug zurück nach St. Petersburg brachte.


Goldener Ring
Hola a todo el mundo

Hoffentlich habt ihr alle schöne Weihnachten gehabt. Bei uns in Sevilla ists schon wieder so warm, dass Weichnachten schon wieder ewig weit weg scheint. Wir haben grad die stressigste Klausurenphase, die wir je hatten, hinter uns: Die Svenja musste garkeine Klausur schreiben und stattdessen eine Arbeit über zehn Seiten abgeben, bei der sie sich das Thema selber aussuchen durfte, und ich hab nach einer einwöchigen Lernphase gleich zwei von drei Klausuren bestanden. Hier gehts echt anders zu als an der TU!
Fasching wird in Spanien auch gefeiert! Und Zwar am allermeisten in Cadiz, das ca. eine Autostunde von Sevilla entfernt am Strand liegt. Haben wir uns natürlich gedacht, nix wie hin! Wie wir uns als Homer und Lisa Simpson, Pirat und Putzfrau durch die Nacht kämpften, seht ihr im Fotoalbum. Im großen und ganzen war das ganze eine riesen Botellon mit Verkleidung, an der die ganze Stadt teilnahm.
Letztes Wochenende hab ich einen echt spanischen Wanderausflug in die Sierra Grazalema gemacht: Wir sind um ca 18.00 Uhr in Sevilla losgefahren und bei völliger Dunkelheit am Ausgangspunkt unserer Wanderung angekommen. Nicht, dass es gereicht hätte bei Saukälte und Dunkelheit (nicht mal die Hälfte hatte brauchbare Taschenlampen dabei) noch zwei Stunden den Berg rauf zu rennen. Nein! Ersteinmal wird in die Dorfkneipe gegangen, der altbekannte Wirt begrüßt und drei, vier Bierchen gertunken! Danach gehts endlich los und es wird natürlich alle halbe Stunde Pause gemacht und ein wärmender Schluck aus dem Flachmann genommen. Am Schlafplatz angekommen packt dann jeder seine Schnappsvorräte aus und die Dinge nehmen ihren Lauf. Am nächsten Morgen wird der eigentliche Plan, sich die geografische Sehenswürdigkeit dieses Gebirges anzuschaun, über den Haufen geworfen und erst einmal ausgibigst gefrühstückt, in die Sonne gelegt und gequatscht. Um ca 17.00 Uhr können sich dann doch eineige Leute aufraffen und gehen ins Dorf, um Wein und Schnapps zu kaufen! Eine andere Gruppe, darunter auch ich, schließt sich dem Professor an (es handelt sich eigentlich um eine Exkursion der Geografie-Fakultät), der doch noch ein Paar Leute durch die Berge führen will. Natürlich wirds auch diesesmal wieder dunkel bevor wir zuückkehren und die Leute, die im Dorf waren haben sich in der Dunkelheit verlaufen und kommen irgendwann gegen Mitternacht an, was den Beginn des Betrinkens verzögert, und damit auch das Aufstehen am nächsten Tag. Wenn nicht noch zwei Deutsche dabei gewesen wären, wär an diesem Tag gar nix mit Wandern gewesen, weil die Spanier lieber in der Sonne liegen geblieben sind.Wir haben dann noch kurzerhand den nächsten Gipfel gestürmt und sind dann mit den anderen runter gegangen. Nach nochmal drei, vier Bier in der selben Kneipe gings dann schließlich wieder zurück nach Sevilla. War echt ein super Ausflug und hat richtig Spaß gemacht, ohne Schmarrn! Auch von diesem Ausflug sind Fotos im Album.
Ich hoffe es geht hier so lustig weiter! Nächstes Wochenende beginnt die Rugby-Liga und ich hab bisher ein Trainingsspiel absolviert und die anderen auch nicht recht viel mehr! Aber hauptsache es macht Spaß!

Ich wünsch euch weiterhin noch viel Spaß und liebe Grüße, auch von der Svenja!

Bis bald,

Felix

Carnaval