Montag, 21. Juli 2008

Russland fern der Hauptstadt

Verlässt man den Zug aus Moskau in einer Stadt wie Novosibirsk, tausende Kilometer von der Hauptstadt entfernt, so stellt man zunächst beruhigt fest: Auf den ersten Blick ist alles wie immer: Die Uhren am Bahnhof zeigen Moskauer Zeit, lange Schlangen vor den Fahrkartenschaltern im Sovjet-Einheitsmaß und auf dem Vorplatz verkaufen Babuschkas Sonnenblumenkerne und Blumen. Einen Stadtplan zu kaufen erübrigt sich, da das Stadtzentrum der Leninplatz bildet. Um ihn herum sind die Straßen nach nach Sovjetgrößen benannt, je weiter weg von Lenin, desto weniger wichtig. Auch die Metro ist indentisch mit der von St. Petersburg und Moskau. Ist hier also alles genau so, wie in den beiden Hauptstädten?
Der Schein trügt. Mit Argwohn betrachtet man hier alles, was in Moskau ausheckt wird. Und kommen neue Anweisungen von der Zentralregierung, versucht man sie mit allen Mitteln zu umgehen. Ein aktuelles Beispiel: Vor ca. 2 Wochen erließ die Regierung ein Gesetz, nach dem zur Verfolgung von Verkehrsündern auch Blitzer mit Kameras eingesetz werden können. Nach kurzer Zeit war die Antwort auf das sich abzeichnende Ärgernis gefunden: Besprüht man das Autokennzeichen mit Haarlack, so kann man aufgrund von Spiegelungen die Nummer auf Kameras nicht mehr erkennen. Überhaupt herrschen auf den Straßen Zustände wie im wilden Westen: Überholt wird auf dem Grünstreifen neben der Straße, ca. die Hälfte fährt mit japanischen Linksverkehrsautos und abgebogen wird dreispurig. Verlässt man die Stadt in beliebige Richtung, so endet bald der Asfalt und die Straße geht in eine Schotterpiste voller Schlaglöcher über.
Oft hört man die Leute hier über die Moskauer schimpfen. Ist der Unmut kund getan, geht man wieder zu den eigentlich wichtigen Sachen über: Meistens dreht sich das Gespräch übers Fischen: Wo gibt es die meisten Fische? Wer kann ein Boot auftreiben? Welche ist die richtige Angeltechnik?

Ansonsten lässt es sich hier sehr gut aushalten: Es ist sehr warm, meistens über 30°C. Da triff es sich gut, dass die Akademgorodok, eine Wissenschaftsstadt außerhalb von Novosibirsk, und somit mein Arbeitsplatz nicht weit von den Ufern des Obstausees entfernt ist. Momentan ist Beerenzeit. An allen Ecken bieten Omas Himbeeren von der Datscha an. In der ganzen Stadt findet man auch Schaschlik-Grills.
Hier gibt's noch ein paar Fotos von meinem Arbeitsplatz, Novosibirsk, und zwei Wochenendausflügen nach Omsk und Tomsk!


Omsk
Tomsk
Novosibirskk

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