Samstag, 29. September 2007

Grüße aus Frankreich

Hallo ihr Vorderasiaten, Skandinavier und Spanier!
Ich hab' hier "im Wesentlichen" ja noch nix geschrieben. Wird Zeit das zu ändern.

In dem hier verlinkten Album findet Ihr, wie in der Rundmail versprochen, die Bilder von den Wanderungen. Ist echt schade, dass ihr da nicht dabei sein könnt, das hätte Euch auf jeden Fall auch gefallen. Und nachdem unsere Physiker-Wanderungen immer sehr cool waren, haben wir das hier quasi fortgesetzt. Bei den drei Wanderungen, von denen die Fotos stammen waren bis auf einmal nur Physiker dabei und eigentlich auch nur Deutsche.


Wandern

Wie klappt's überhaupt bei Euch allen so mit dem Sprachverständnis. Die Svenja hat ja schon geschrieben, dass es bei ihr mittlerweile relativ gut klappt. Wie sieht das denn in Rußland und Schweden aus? Könnt ihr Euch schon unterhalten? Ich muss ja zugeben, dass ich trotz Französisch-LK meine Probleme hab die Leute in unserem Alter zu verstehen. Vor Allem den David, der aus Kanada (dem französischsprachigen Teil) kommt. Da versteh ich immer nur die Hälfte, den Franzosen geht das aber bei dem teilweise auch so. Hoffentlich wird das noch. Aber da bin ich zuversichtlich.


Ab nächster Woche hab ich auch einen Sprachkurs. Für den hatte wir am Donnerstag einen Einstufungstest, da war ein ganzer Hörsaal voll mit ein paarhundert Leuten. Da kam man sich echt vor wie in so einer Leitkulturmaßnahme. Alle Ausländer werden erst mal überprüft, damit wir auch ja nicht die Sprache versauen. Aber an und für sich ist der Sprachkurs ne feine Sache, er kostet nix und wir von der Uni organisiert und gibt 3 ECTS-Punkte!! Obwohl mir die ja egal sein können.


Was hört ihr eigentlich so für Vorlesungen? Ich hab mich mal an "Quantenfeldtheorie" und "rel. QM und Eichtheorien" gewagt, auf Französisch! Bin ich ja mal gespannt wie das wird. Gibt jedenfalls nen ordentlichen Batzen Hausaufgaben. Und die machen hier auch gern mal 5 Stunden Vorlesung mit 15 Minuten Pause in der Mitte. Ohne mit der Wimper zu zucken. Das war bei der QFT-Vorlesung in der zweiten Woche, wo er den mathematischen Unterbau gemacht hat. Total verrückt! Aber alles in Allem kommt man echt ganz gut mit bei den Vorlesungen. Ich musste sogar in der einen Übung schon vorrechnen, aber musste zum Glück nicht so viel reden :-)


Lasst was von Euch hören!! Liebe Grüße

Sonntag, 23. September 2007

Russland ist Wunderland

Mit letzter Kraft und zittriger Hand schreibe ich vom Bett aus diese Zeilen. Die unangenehme Erkenntniss des gestrigen Abends kam mit aller Gewalt über mich ... Kalmücken sind wackere Trinker. Derweil erscheinen hier die Ereignisse der letzten Tage zunehmend surreal und nur das geklaute Weinglas mit dem eingravierten "E" zeugt noch davon, dass wir tatsächlich im Ekaterinenpalast mit der Bürgermeisterin Cognac getrunken haben, nur das Scherbenmeer im Treppenhaus bestätigt, dass mich tatsächlich ein Russe mit Machete am Gürtel um 3 Uhr morgens eingeladen hat, mit einer Steinschleuder Stahlkugeln auf Bierflaschen zu schießen (war sauschwer) und nur der Wörterbucheintrag zu "fluorografia" belegt, dass uns die Russen nach dem AIDS-Test jetzt tatsächlich auch noch röntgen wollen.

Immerhin war letzte Woche langsam mal so etwas wie ein Alltag erkennbar. Als wir Montag morgen voller Ehrgeiz an den schlafenden Hunderudeln und dem Pferd, das seit einigen Tagen vor der Uni angebunden ist, vorbei in die Fakultät kamen fanden wir alles verwaist vor. Eine Stimmung als ertönte gleich die letzte Sirene und der Befehl zur Sprengung des Gebäudes. Überall wo wir geklopft haben - Totenstille und das um 10 in der Früh. Das Rätsel klärte sich auf, als uns erklärt wurde, dass die Arbeit in Russland durchaus um 8:30 anfange, es jedoch akademisches Privileg der Professoren wäre erst um 11 zu erscheinen ... und mit ihnen auch der ganze Rest der Belegschaft. Seit dem fangen unsere Tage etwas später an - was mir nicht gerade unangenehm ist. Die Vorlesungen waren dann eher abenteuerlich. Zwar können wir sogar aus einem kleinen Kanon englischer Vorlesungen wählen, aber es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass eine Vorlesung eine halbe Stunde zu spät anfängt und dadurch beendet wird, dass der Prof einen Beweis in den Sand setzt und frustriert abbricht. Als wir Prof. Trojan unsere Verwunderung schilderten, dass es bei den Sehenswürdigkeiten verschiedene Preise für Ausländer, Russen, ausländische Studenten und russische Studenten gäbe, gab er auf deutsch den bemerkenswerten Spruch "Da sehen sie - Russland ist Wunderland" von sich.

Am Dienstag schließlich wurden uns endlich die roten Teppiche ausgerollt, auf die wir seit drei Wochen warten. Zarskoje Zelo ist ein ehemaliges Zarenschloss, dessen Direktor sich in den letzten 30 Jahren scheinbar sehr um die Restauration der Anlage und die Wiederherstellung des dort installierten Bernsteinzimmers verdient gemacht hat, womit sein 60 Geburtstag ein gesellschaftliches Ereigniss in Petersburg ist. Seine Geburtstagsgala wurde stilecht im Palast abgehalten, Schauspieler, Politprominenz und andere Leute, die die Boulevardpresse beschäftigen kamen zu diesem Anlass ... und wir. Der Kerl ist befreundet mit einem Professor der ökonomischen Fakultät und hatte es diesem ermöglichet, zehn exklusive Einladungen zu seiner Feier an Studenten zu vergeben. Zwei BWLer sprangen ab und somit wurde Platz für zwei schlechtgekleidete Physiker, die nicht wussten, wie ihnen geschah. Über den roten Teppich wurden wir durch die Palastanlage direkt auf den Ekaterinenpalast geführt, als wir das Gelände betreten beginnt auf dem Balkon des Palastes eine Blaskapelle zu spielen und wir stellen uns etwas beklemmt mit den anderen Studenten neben eine riesige Eisskulptur, wo man uns gleich den ersten Schampus in die Hand drückt. Nach diesem Stehempfang wurde die etwa 150 Mann umfassende eitele Gesellschaft durch den Palast in den großen Saal geführt. In einigen Räumen waren Musiker aufgestellt, die das Palasterlebnis auf Cemballo und Querflöte noch verstärkten. Durch das Bernsteinzimmer gelangten wir schließlich in den großen Saal, wo zum Anfassen vor uns ein kleines Orchester Aufstellung nahm und in den folgenden zwei Stunden so ziemlich alle Solisten des Mariinsky Theaters begleitete, Sänger, Pianisten, Geiger und ein italienischer Saxophonist. Ein kompletter Kinderchor nahm für ein einziges Stück Aufstellung, so dass die Zahl der Musiker dann die Zahl der Gäste überschritt. Danach ging es ans Buffet. Für jeden Gang war ein Saal des Palastes vorgesehen. Den ersten Vodka im Vorspeisensaal betteten wir auf eine solide Kaviar-Grundlage und mit jedem Löffel weiteren Bissen schluckten wir mehrere Monatsmieten. Nach dem Hauptgang im zweiten Saal krönte der Schokobrunnen im Nachspeisensaal schließlich unseren kulinarischen Abend. Vollgefressen und von der Klassik beseelt wurde uns zu Allem Überfluss noch ein Feuerwerk synchron zur gespielten Musik dargeboten und wir hiernach Nobel-Taxibusen nach Hause oder zur U-Bahn gebracht. Alles in Allem ein netter Abend gewesen.

Um den Eintrag nicht unnötig lange werden zu lassen, breche ich hier ab und vom Besuch in der Kunstkamer, dem Peterhofer Palast und vom Knödelessen mit den Mädels, die uns in die Heremitage begleitet haben hänge ich nur Bilder an.

Knödelessen
Kunstkammer

Petrodvoretz


Zarskjoe Selo

Dienstag, 4. September 2007

Dobro Paschalovat


Servus...
Wir sind angekommen und nach einer Woche hat sich das erste Chaos mittlerweile soweit gelegt, dass ich eine Stunde im Computerraum verbringen kann. Ein erstes Resumee: Russland hat uns ... Wir wohnen fuer 80 Eur im Jahr (!!) in einer Bauruine, unsere Mitbewohner haben im Allgemeinen mehr als zwei Beine, es ist bitterkalt und regnet seit wir hier sind ... mit einem Wort: Es ist fantastisch!!
Aber von Anfang an:
Donnerstag letzte Woche fuhr uns mein Garchinger Nachbar (dank dir, Juergen) nach einem etwas chaotischen letzten Abend in aller Fruehe an den Flughafen, von wo aus wir um 8:10 Richtung Osten entschwebt sind. Einige Stunden spaeter, in Petersburg angekommen, werden wir tatsaechlich am Flughafen abgeholt und wir lernen Ines und Ruediger, zwei Dresdner kennen, mit denen und einer gehoerigen Portion Humor wir uns bis heute durch den russischen Buerokratiedschungel schlagen. Nach einer schier endlosen Fahrt durch den Petersburger Stadtrand laedt uns Dimitri schliesslich am Filmset des postnuklearen Terminator V ab und behauptet wir waeren am Wohnheim angekommen.... dem war denn auch so. Ohne dass wir wissen, wie uns geschieht werden wir durch vielerlei fuersorgliche Haende gerreicht, um schliesslich Bewohner von Zimmer 35 im 14. Block des Wohnheims zu werden, wo lediglich das eruptiv aufsteigende Mittagessen half einen Entsetzenschrei zu unterbinden. Die Toilette ist praehistorisch, die Klobrille muss manuell aufgelegt werden, die Dusche laeuft durch ein verschimmeltes Loch im Boden ins Ungewisse ab, der Schimmel an der Decke laesst jedoch vermuten, dass die Russen unter uns stets mit uns Duschen muessen, ob sie wollen oder nicht. Nach einigen Stunden im neuen Zimmer war denn auch klar, dass wir lediglich die obere Schicht einer Bewohnerschaft stellen, die mehrere evolutionaere Stufen ueberspannt.

Um es kurz zu machen: Entsetzen und Faszination mischten sich am Abend zu gleichen Teilen mit einigen Flaschen Bier, die die Realitaet an diesem ersten Abend auf ein akzeptables Mass daempften und zu einer nicht gerade geruhsamen Nacht fuehrten. Ach ja: Auf den Bildern sind neben uns Ruediger, Ines und Andreas, ein Russlanddeutscher, der gerade an einer E-Mail an den russischen Kultusminister tueftelt, zu sehen.
Am naechsten Tag... begann der Papierkrieg. Er erwischte uns eiskalt morgens in der Innenstadt, wo uns die Vorhut einer Armee russischer Sekretaerinen mit "Schdaitje, paschalujsta - Warten sie bitte" auf unser Tagesgeschaeft einschwor. Den Rest des Tages hielten wir uns stehend in wechselenden Fluren vor diversen Bueros mit mehr oder weniger Formularen in der Verwaltung auf - die ein Grossteil des Hauptgebaudes okkupiert. Was wir dort eigentlich gemacht haben - davon haben wir keine Ahnung. Wie in einem Computerspiel mussten wir durch Unterschriften stets neue Level mit neuen Formularen freischalten, deren Sinn sich uns selten erschloss und auch selten ein Fortschritt erkennbar war. Am Abend verliessen wir die Front wie wir gekommen waren - ohne Papiere und Ahnung, hatten aber eine Menge Dokumente produziert, ausgefuellt und transferiert, die sich leichter in Masse als in Stueckzahl bemessen laesst.
Im Wesentlichen ging es bis heute so weiter, mit dem Unterschied, dass wir souveraener Warten, dem Ganzen mit einer stoischen Gelassenheit gegenueberstehen und unsere Passnummer auswendig koennen. Um einem falschen Eindruck vorzubeugen: Es koennte uns nicht besser gefallen. Dass wir unsere empfindlichen Hintern nicht auf samtene Klobrillen betten koennen, hatten wir erwartet und dass wir Haustiere haben, gegen die man mit Spraydosen vorgeht hat uns auch nicht weiter erstaunt. Immer wieder ueberrascht jedoch sind wir davon, mit welcher Freundlichkeit uns die Russen aufnehmen und dass fuer Eingeweihte in dieser ganzen Buerokratie tatsaechlich ein Muster erkennbar sind und wir scheinbar noch ganz obenauf schwimmen. Heute waren wir an der Fakultaet - ein Traum. Geraete von vorgestern, streunende Hunde - ein Institut der komplett begrenzten Moeglichkeiten. Aber eine Atmosphaere, wie sie sympathischer nicht sein koennte. Mehrere Stunden lang wurden wir von Professor zu Professor gerreicht, die nicht Muede wurden, uns ihre tollsten Aufbauten zu zeigen, ihre Mitarbeiter vorzustellen und uns zu erklaeren, dass sie auch ganz viele Geraete aus Deutschland haetten. Jedenfalls sieht alles Bestens aus. Wir werden einen Sprachkurs direkt an der Fakultaet bekommen, koennen tatsaechlich zwischen einigen Vorlesungen auf Englisch waehlen und uns wurden schon Jobs in der Festkoerperspektroskopie angeboten.
Ach ja - und was unser Wohnheim nicht schafft, damit dient St. Petersburg - die Innenstadt geht ueber vor Schoenheit und Prunk. Leider war es verregnet und grau - daher kein schoenes Bild. Unser Internetzugang hier ist noch sehr provisorisch ueber Computerraum mit begrenzter Zeit und Volumen, daher werde ich nur kleine Bilder posten. Wir hoffen bald einen Anschluss auf unsrem Zimmer zu bekommen - unsere Nachbarn (Dimitri und Dimitri) haben schon einen.

Erste Nachricht aus Schweden

Hej,
so bin ja jetzt auch schon einige Zeit hier und habe bisher in der Wohnung von Johan (wer ihn nicht kennt, er war auf Erasmus in München letztes Jahr) geschlafen. Am Freitag war Party bei ihm auf dem Landhaus in den Schären was sich als unglaublich groß herrausgestellt hat. War auf jeden Fall recht lustig und mit vielen Leuten.

Heute hab ich mein Zimmer im Wohnheim bekommen, war erstmal ein kleine Überraschung, da ich keine Matraze im Bett vorgefunden habe und auch noch nicht sicher bin ob die Heizung funktioniert. Diese ist aber auf jeden Fall schon schön langsam sinnvoll, da abends der Atem schon zu kondensieren beginnt. Ansonsten ist es ca. 16 qm groß und hat einen Schrank in einer etwas merkwürdigen Farbe. Im Moment macht es den Eindruck wie in einem Krankenhaus, aber daran kann man ja noch was ändern. Morgen fahre ich endlich zu IKEA obwohl ich nicht weiss wie ich das alles Transportieren soll was ich brauche. Lustig ist, dass da ein Bus umsonsten stündlich hinfährt. Auf jeden Fall ist noch einiges zu tun.




Die lage ist aber echt gut, man is mit der U-Bahn sehr schnell in der Innenstadt könnte aber auch zu Fuß gehen. Von meinem Fenster aus sehe ich den Wald der hier sowieso allgegenwärig ist auch direkt im Campus kann man kleine Stücke wandern gehen. Auch die Gebäude sind sehr schön zumindest von aussen (alles alter Backstein mit Efeu bewachsen), der Rest wird sich zeigen.



So richtig kennengelernt hab ich leider noch keinen weil die meisten ja schon seit August hier sind und da auch viele Aktivitäten waren. Aber ist ja erst der Anfang und ich hab bisher auch noch nichts unternommen.

Naja das wars dann erstamal

Vi ses!
Stefan

http://picasaweb.google.com/shubermmm/Stockholm1