Mittwoch, 24. Oktober 2007

Russisches Essen im Allgemeinen und Borschtsch im Speziellen

Ich hab mich entschlossen, diesen Blogeintrag diesmal nicht als chronologische Erzählung zu gestalten, sondern einem Thema zu widmen: Russisches Essen. Und Essen ist für einen Studenten gleichzusetzen mit Mensa bzw. hier in Russland mit "Buffets", kleinen Cafeterien, die sich in jeder Fakultät und in jedem Wohnheim befinden und in sehr familiärer Atmosphäre betrieben werden. Zu dieser familiären Atmosphäre trägt unter Anderem bei, dass sämtliche Speisekarten und Beschriftungen handschriftlich geschrieben sind und selbst für Russen unleserlich sind. Das führte dazu, dass wir uns jedes neue Gericht hart erarbeiten mussten und in den ersten Wochen nur Schweinefleisch mit Püree und Fisch mit Reis im Rahmen des Möglichen war. Die nette Verkäuferin von der Cafeteria der Physikfakultät hat dann auch sehr schnell gelernt, für uns zu entscheiden. Das führte soweit, dass, nachdem ich 4 Wochen lang nur Piroggen mit Kraut bestellt hatte und dann doch mal entziffern konnte, dass es auch Piroggen mit Äpfeln gibt, und diese sogleich bestellte, sie mir wieder eine Pirogge mit Kraut gab, ohne auf meine Bestellung zu hören. Doch wir können mit Stolz sagen, dass wir inzwischen in der Lage sind, uns ein vielseitiges Mittagessen zusammenzustellen.
Russisches Essen im Allgemeinen: Zentrale Zutat der russischen Küche, die zum Überbacken von Fisch und Fleisch, für Salate als Sauce, als Dip zu Pelmeni oder Bliny, als Klacks in der Suppe, schlichtweg überall Verwendung findet, ist Smetana - saure Sahne, die mit Fettgehalt zwischen 10% und 40% verkauft wird. Generell ist es üblich als Vorspeise eine Suppe, als Hauptspeise Fleisch oder Fisch mit Beilage und als Nachspeise eine der vielen verschiedenen Gebäckstücke zu essen. Dazu trinkt man entweder Kompott mit mehr Zucker und Wasser als Früchten oder den traditionellen Tee, den man für ca. 0,25€ bekommt.
Für das schnelle Essen in der Stadt empfiehlt sich entweder Chainaja Lozhka, eine Fastfoodkette, die Bliny in allen Varianten verkauft oder Chebureki, frittierte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen.

Von der anderen Seite der Theke sieht das dann so aus: Zum Anlass des Geburtstages unseres Nachbarn Anton, hatten sich die Jungs aus dem Nachbarzimmer entschlossen, verschiedene Salate zuzubereiten. Nachdem wir gemeinsam einkaufen waren, trudelten nachmittags die üblichen Verdächtigen mit Messer und Schneidebrett ein, und begannen damit Gemüse für die Salate zu scheiden. Auch wenn hier im Wohnheim die neu eingesetzen Fenster großenteils nach kürzester Zeit gesprungen waren, weil offensichtlich nicht richtig ausgemessen worden war, auf eines kann man sich verlassen: Ein russischer Salat besteht aus Würfeln zu 5x5x5mm (für Zwiebeln gilt: 3x3x3mm). Ich hab natürlich geholfen und mir wurde bescheinigt, dass ich das schon nicht schlecht mache, aber vielleicht doch das ein oder andere große Zwiebelstück noch kleiner machen solle. Nachdem wir mühevoll das Gemüse für die Salate klein geschnippselt hatten, wurde dieses schichtweise in Schüsseln gelegt und nun geschah das Unfassbare: die Salate wurden vollkommen in Öl und Smetana ertränkt. Entsprechend war man abends auch nach einem Salatteller randvoll.

Letzten Sonntag hatte ich mich mit Atiom, seines Zeichens 3. kasachischer Judomeister mit Sinn für gutes Essen, zum Borschtsch-Kochen verabredet. Für alle Daheimgeblieben gibts hier das Rezept zum Nachkochen, gehalten im russischen Imperativ:

Zutaten:
300g Suppenknochen vom Rind
250g Kassler
3 Wiener Würstchen
300g Weißkraut
2 rote Rüben
1 Karotte
2 Zwiebeln
40g Tomatenmark
10g Zucker
1/2 Zitrone
60g Butter
40g saure Sahne
1 Bündchen Petersilie
Salz und Pfeffer nach Bedarf

1. Übergieße die Rinderknochen mit Wasser und koche eine Bouillon.
2. Schneide die Karotte (2x2x50mm) und die roten Rüben (3x3x50mm) in dünne Stiftchen. Die Zwiebeln schneide in dünne Ringe und halbiere sie. Das Weißkraut schneide in dünne Spalte.
3. Lege die rote Rüben zusammen mit der halben Zitrone in einen Topf und übergieße sie mit einem Teil der Bouillon, koche sie auf kleiner Flamme 20 min, gebe das Weißkraut hinzu und koche alles noch einmal 5-6 min.
4. Brate die Karotten und die Zwiebeln mit der Butter goldbraun an, gib sie zu den roten Rüben und dem Kraut und schütte die restliche Bouillon hinzu und koche das ganze auf. Gib die klein geschnittenen Würstchen und den Kassler hinzu. Pfeffere und salze nach Geschmack. Gib das Tomatenmark hinzu und koche das Ganze 4-5 min auf kleiner Flamme. Serviere mit Smetana und klein geschnittener Petersilie.

Das Ergebnis könnt ihr auf den Photos bewundern, und geschmeckt hats auch super! Noch zu bemerken bleibt, dass Atiom die gekochten Rinderknochen zerkaut und mitgegessen hat...

Borschtsch

1 Kommentar:

Svenja hat gesagt…

Au ja, in München musst Du uns dann auch mal einen akurat geschnitten Salat servieren. Bis dahin kannst Du das dann ja auch :) Aber vielleicht ohne Riesenmengenöl, das ist hier nämlich auhc die Salatanmachtechnik... Und so lecker Olivenöl auch ist, find ich "unseren" Salat schon ein bissl leckerer ...
Wir veröffentlichen auch mal einen Tapas-Blog. Dann werdet ihr neidisch :)